Jared Isaacman weiß, wie man abhebt – geschäftlich wie wortwörtlich. Als Unternehmer wurde er mit Online-Zahlungen reich, als Pilot umrundete er im Jet den Globus, und als Raumfahrer flog er mit SpaceX ins All. Nun soll er an die Spitze der NASA aufsteigen – eine Personalie, die nicht nur Astronomen, sondern auch politische Beobachter aufhorchen lässt. Denn Isaacman bringt zwar keinen klassischen Behördenlebenslauf mit, dafür aber ein ganzes Universum an privatwirtschaftlicher Raumfahrtvision. Und einen prominenten Vertrauten: Elon Musk.
Zahlungs-App als Karrierestarter
Geboren 1983 in New Jersey, zeigte Isaacman früh ein Faible für Technik – und für Geschwindigkeit. Mit 16 gründete er aus dem Elternkeller heraus seine erste Firma: eine Plattform zur schnellen Abwicklung von Kreditkartenzahlungen, die später zu Shift4 Payments wurde. Was PayPal für Musk war, war Shift4 für Isaacman: ein Turbo-Booster, der ihn in den Orbit des Unternehmertums katapultierte. Beide bauten mit Zahlungsdiensten das Fundament ihres Reichtums – und investierten ihn anschließend in große Träume.
Pionier der privaten Raumfahrt
Bei Musk war es die Elektromobilität und der Mars. Bei Isaacman: der Himmel selbst. Er erwarb eine Flugschule, gründete ein Jet-Team für Flugshows und wurde einer der wenigen Zivilisten mit Lizenz für Militärjets. Doch es blieb nicht beim Fliegen. 2021 machte Isaacman Schlagzeilen als Kommandant der „Inspiration4“-Mission – dem ersten komplett privaten Raumflug ohne professionelle Astronauten. Organisiert wurde die Mission von SpaceX. Bezahlt: von Isaacman selbst. Geschätzte Kosten: rund 200 Millionen Dollar. Für den Milliardär war es nicht nur ein Abenteuer, sondern auch ein PR-Coup. Und: der Beginn einer engen Verbindung zu Elon Musk.
Staatsnahes Selfmade-Unternehmertum
Die beiden Männer eint mehr als der Reichtum. Sie sind Selfmade-Unternehmer, Detailfanatiker, Risikofreunde. Beide setzen auf vertikal integrierte Geschäftsmodelle, beide sehen in der Privatisierung von Technologie keine Gefahr, sondern ein Versprechen. Isaacmans Unternehmen Draken International, das zu Trainingszwecken gebrauchte Kampfflugzeuge und Simulations-Technik an das US-Militär verleiht, steht exemplarisch für diese Schnittstelle aus Business, Technologie und Nationalverteidigung – eine Schnittstelle, die auch für die NASA zunehmend relevant wird.
Nächste Mission: die NASA neu erfinden
Doch ausgerechnet hier stellt sich nun die Frage: Wie unabhängig kann eine von Musk dominierte NASA sein, wenn ihr künftiger Chef einer der größten zivilen Kunden von SpaceX ist? Kritiker fürchten Interessenkonflikte, zumal die US-Raumfahrtbehörde zunehmend auf private Anbieter angewiesen ist. Befürworter dagegen loben Isaacmans unternehmerischen Pragmatismus und seine Fähigkeit, komplexe Techprojekte effizient zu steuern. Vor allem aber trauen sie ihm zu, die NASA in eine Ära zu führen, in der der Staat nicht mehr dominiert, sondern moderiert.
Fortsetzung des leisen Höhenflugs erwartet
Isaacman selbst bleibt öffentlich zurückhaltend. In Interviews betont er die Wichtigkeit von Teamarbeit, Verantwortung – und Demut. Worte, die man von Musk selten hört. Vielleicht liegt genau darin der Unterschied zwischen den beiden: Wo Musk laut nach den Sternen greift, setzt Isaacman leise zum Höhenflug an. Nun steht er vor seiner bislang größten Mission: der Leitung einer traditionsreichen Behörde inmitten eines historischen Umbruchs. Sollte ihm das gelingen, würde Jared Isaacman erneut beweisen, was ihn ausmacht: Er fliegt nicht einfach mit – er übernimmt das Steuer.
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin Pascale de Haut-Gamme betreut das Personen-Ressort von Phaenomenal.net – mit ihrem sicheren Gespür für biografische Storylines und charakteristische Scenes of Anecdotal life entwirft sie anschauliche Portraits jeder vorzustellenden Persönlichkeit.
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