Eric Migicovsky im typischen Hoodie: Serien-Entrepreneur, Visonär, Uhrenfan
(Bild: Redaktion/ChatGPT 4o)
Es gibt Erfinder, die tüfteln im Verborgenen – und solche, die ein ganzes Jahrzehnt prägen, ohne dass ihr Name je in Leuchtschrift über Silicon Valley flackert. Eric Migicovsky gehört zu Letzteren. Der Kanadier mit dem schlichten Hoodie, der jugendlichen Ruhe und dem hartnäckigen Blick war nie der schrille Startup-Guru. Doch er war einer der Ersten, die erkannten: Der Computer der Zukunft sitzt nicht mehr auf dem Schreibtisch – sondern am Handgelenk.
Ein Student und sein Zeitgefühl
Die Geschichte beginnt 2008 in den Fluren der University of Waterloo in Kanada, wo Migicovsky als Ingenieurstudent an einem Projekt namens “inPulse” tüftelt – einer Smartwatch für Blackberry-Nutzer. Damals lacht noch die ganze Tech-Welt über Armband-Computer. Smartphones sind gerade dabei, die Welt zu erobern. Aber Uhren? Die sind etwas für Nostalgiker und Marathonläufer.
Migicovsky denkt anders. Er sieht in der Smartwatch kein Gadget, sondern eine neue Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Eine Art Mini-Fernbedienung fürs digitale Leben. 2012 startet er mit „Pebble“ das erste wirklich massentaugliche Smartwatch-Projekt – und setzt damit einen historischen Meilenstein in der Welt des Crowdfundings.
Rekordstart per Kickstarter
Migicovsky geht einen ungewöhnlichen Weg: Statt Risikokapital zu suchen, wendet er sich direkt an die künftigen Nutzer. Auf Kickstarter stellt er die Pebble Watch vor – schlicht, robust, mit E-Ink-Display und kompatibel mit iOS und Android. Die Resonanz ist überwältigend: Innerhalb von 24 Stunden knackt das Projekt die Millionengrenze. Am Ende stehen über 10 Millionen Dollar von mehr als 68.000 Unterstützern – ein neuer Rekord. Die Medien feiern Migicovsky als Pionier, Kickstarter als Revolutionsplattform und Pebble als das nächste große Ding.
Der Aufstieg – und das Timing
Zwischen 2013 und 2015 verkauft Pebble über eine Million Geräte. Migicovsky wird zur Galionsfigur einer Bewegung, die Technologie zugänglicher und unabhängiger machen will. Er setzt auf Offenheit, eine aktive Entwickler-Community und den Pragmatismus eines Ingenieurs, der lieber Produkte liefert als Visionen verkauft.
Doch dann beginnt das Rennen der Tech-Giganten. Apple bringt 2015 seine erste Watch auf den Markt, Samsung, Google und andere folgen. Der Wettbewerb wird zum Überlebenskampf – einer, den ein Startup kaum gewinnen kann. 2016 geht Pebble in die Knie, wird in Teilen von Fitbit übernommen. Migicovsky zieht sich zurück, bleibt aber im Herzen Gründer.
Neuanfang mit Prinzipien
Statt sich ins nächste Abenteuer zu stürzen, wird er Teil des renommierten Y Combinator-Inkubators, gründet später den Wagniskapitalfonds „The Browser Company“ und investiert in Projekte, die – wie einst Pebble – die Tech-Welt ein kleines bisschen sinnvoller machen wollen. Sein neuestes Steckenpferd: „Beeper“, ein Messenger-Startup, das alle Chatdienste unter einem Dach vereinen soll.
Die Zeit vergeht – das Prinzip bleibt
Heute ist Eric Migicovsky über vierzig, trägt immer noch lieber T-Shirts als Statements und ist in einer Tech-Welt aktiv, die er selbst mitgeprägt hat. Nicht als Lautsprecher. Sondern als Uhrmacher des digitalen Zeitalters – einer, der schon früh verstanden hat, dass es manchmal reicht, zur richtigen Zeit das Richtige zu tun.
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin Pascale de Haut-Gamme betreut das Personen-Ressort von Phaenomenal.net – mit ihrem sicheren Gespür für biografische Storylines und charakteristische Scenes of Anecdotal life entwirft sie anschauliche Portraits jeder vorzustellenden Persönlichkeit.
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