Eine Frau als Präsidentin – das kommt vor allem an hiesigen Universitäten immer häufiger vor. Im EU-Vergleich ist aber noch Luft nach oben.
(Bild: Redaktion/GPT4o)
An Deutschlands Hochschulen tut sich etwas: Mehr als ein Drittel der staatlichen Einrichtungen wird inzwischen von Frauen geleitet. Das zeigt eine neue Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) – und markiert damit einen Meilenstein auf dem langen Weg zu mehr Gleichberechtigung in der akademischen Führung.
Starke Aufholjagd bei Universitäten
Im Dezember 2024 lag der Frauenanteil in den Leitungen staatlicher Hochschulen bei 35 Prozent, wie die aktuelle Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt. Besonders Universitäten stechen hervor: Hier stellen Frauen mittlerweile 41 Prozent der Rektorate und Präsidien. An Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften liegt die Quote bei 30 Prozent.
„Noch nie gab es so viele Frauen an der Spitze staatlicher deutscher Hochschulen – das zeigt eine bemerkenswerte Dynamik“, betont Isabel Roessler, die seit 2019 die Erhebung begleitet.
Neue Gesichter, frischer Wind
Auffällig ist, dass viele der neuen Hochschulleiterinnen nicht aus den eigenen Reihen kommen. „Spannend finde ich vor allem, dass überwiegend Frauen neu an ihre jetzige Hochschule gekommen sind – also zuvor nicht dort gearbeitet haben. Das birgt das Potenzial für viel frischen Wind“, erklärt Roessler. Dass damit nicht nur personelle, sondern auch kulturelle Veränderungen verbunden sein könnten, liegt auf der Hand.
Wenig Vielfalt bei Herkunft und Fachrichtungen
Trotz dieser Fortschritte bleibt die soziale und kulturelle Diversität der Hochschulleitungen begrenzt. Nur neun der 174 analysierten Führungskräfte wurden im Ausland geboren. Die meisten stammen aus Nordrhein-Westfalen. Immerhin gibt es einen leichten Anstieg bei den ostdeutschen Biografien: Zwölf Rektorinnen und Rektoren kommen aus ostdeutschen Flächenländern – 2018 war es noch keine einzige Person.
Fachlich dominieren weiterhin die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: Rund ein Drittel der Hochschulleitungen hat einen Studienhintergrund in diesen Disziplinen.
Jüngere Führung – aber nicht jung
Das Durchschnittsalter der Hochschulleitungen ist leicht gesunken und liegt derzeit bei 58 Jahren. Nur rund jede zehnte Hochschulchefin oder -chef ist jünger als 50 Jahre. Ein Generationenwechsel zeichnet sich also ab, vollzieht sich aber nur vergleichsweise langsam.
Deutschland im europäischen Vergleich
Im europäischen Kontext liegt Deutschland beim Frauenanteil an Hochschulspitzen leicht über dem Durchschnitt: Laut dem Bericht „She Figures 2024“ der EU-Kommission beträgt der Anteil weiblicher Hochschulleitungen europaweit etwa 26 Prozent. Länder wie Lettland oder Norwegen erzielen höhere Werte, doch Deutschland nähert sich zumindest der internationalen Spitze langsam an.
Frauen in Hochschulleitungen – auf einen Blick
- Frauenanteil Deutschland (2024): 35 Prozent
- Frauenanteil Universitäten: 41 Prozent
- Frauenanteil Fachhochschulen/HAW: 30 Prozent
- EU-Durchschnitt laut „She Figures 2024“: 26 Prozent
- Herkunft: Nur 9 von 174 Hochschulleitungen haben einen ausländischen Geburtsort
- Alter: Durchschnittlich 58 Jahre, 10 Prozent unter 50 Jahren
Bibliographische Angabe:
Roessler, Isabel: DatenCHECK 5/2025: Hochschulleitungen in Deutschland Update 2025, CHE, Gütersloh – veröffentlicht am 28. April 2025 auf www.hochschuldaten.de
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.
Letzte Beiträge
Vulkanologie28. April 2025Laserlicht warnt vor Vulkanausbrüchen
Diversität28. April 2025Mehr Frauen an der Spitze: Deutsche Hochschulen im Wandel
Astronomie28. April 2025Super-Erden überall: Astronomen finden erdähnliche Planeten in großer Zahl
Künstliche Intelligenz28. April 2025Schneller denken: Abkürzung für KI-Rechenprozesse in Sicht
Schreibe einen Kommentar