Mehr als die Hälfte der Bundesbürger hat immer noch drei Mobiltelefone in der Schublade –
ein wertvoller, bisher ungehobener Schatz.
(Bild: Redaktion/GPT4o)
Sie liegen in Kartons, in Küchenschubladen, manchmal sogar in Umzugskisten, die seit Jahren ungeöffnet sind: alte Handys, einst heißgeliebt, heute vergessen. Deutschland ist ein Land der Handy-Horter – aber langsam lichtet sich das Dickicht digitaler Fossilien. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom sinkt die Zahl der ausrangierten Smartphones zum ersten Mal seit Jahren: von 210 Millionen im Jahr 2022 auf nun 195 Millionen.
Gold in der Schublade
Was auf den ersten Blick wie ein Aufräumtrend wirkt, ist auch eine Ressourcenfrage. Denn in jedem Smartphone stecken winzige Mengen an Gold, Silber, Kobalt oder Seltenen Erden – Rohstoffe, deren Gewinnung ökologisch teuer ist. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder spricht von einem „Rohstoffschatz“, der darauf wartet, geborgen zu werden.
Vor allem bei Jüngeren wächst das Bewusstsein: Immerhin 21 Prozent der Deutschen haben laut Bitkom in den letzten zwölf Monaten ein altes Handy weitergegeben, verkauft oder entsorgt – vier Prozentpunkte mehr als 2022.
Drei Handys sind (nicht) normal
Trotzdem: Noch immer besitzen 89 Prozent der Menschen ab 16 Jahren mindestens ein ungenutztes Mobilgerät, mehr als die Hälfte sogar drei oder mehr. Warum? Die Gründe sind so vielfältig wie menschlich: sentimentale Erinnerungen, Datensicherheitsbedenken, schiere Bequemlichkeit. Doch gerade letzteres wird zunehmend zum Problem – denn funktionierende Geräte, die nicht genutzt oder aufbereitet werden, verwandeln sich über Jahre hinweg in gefährlichen Elektroschrott.
Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Dabei gibt es heute viele einfache Wege, alte Geräte fachgerecht zu entsorgen oder weiterzugeben: Recyclinghöfe, Rücknahme durch Händler, Ankauf durch Refurbished-Anbieter, Spendenaktionen für soziale Einrichtungen. Selbst Supermärkte und Onlinehändler bieten Rücknahmeservices an. Und wer sein Smartphone verkaufen möchte, kann den Ankaufswert inzwischen bequem online berechnen. Datenschutz sollte vom Weitergeben nicht abhalten – denn über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes“ bzw. „Werkseinstellungen“) lassen sich Nutzerdaten löschen. Noch mehr Sicherheit bieten spezielle Apps, die alle persönlichen Daten extra überschreiben. An eventuell noch im Gerät steckende SD-Karten sollte man natürlich auch denken.
Wandel mit Verzögerung
Dass sich das Bewusstsein in Sachen Handy-Recycling langsam verändert, zeigt der Trend. Doch noch ist die Entwicklung fragil. Die Zahl der Altgeräte sinkt, ja – aber langsam. Und sie ist noch immer immens hoch. Das zeigt: Deutschland steht erst am Anfang eines Mentalitätswandels.
Vielleicht braucht es mehr öffentliche Aufmerksamkeit – oder kreative Rückgabe-Initiativen wie Altgeräte-Spenden für den Artenschutz oder symbolische Goldbörsen für recycelte Handys. Ein altes Handy ist nicht einfach Elektroschrott – es ist ein Rohstoffdepot, ein Klimafaktor, und nicht zuletzt ein soziales Potenzial. Wer sein Gerät weitergibt, recycelt oder spendet, handelt nicht nur nachhaltig, sondern auch solidarisch.
Faktencheck: Was tun mit dem alten Handy? 1. Nicht in den Hausmüll! Altgeräte gehören zum Recyclinghof oder zur kommunalen Sammelstelle. 2. Rückgabe beim Händler Große Elektronikmärkte, Mobilfunkanbieter und sogar Supermärkte nehmen Altgeräte zurück. Auch Online-Versandhändler bieten Rücksendungen an. 3. Verkaufen oder spenden Viele Anbieter für Refurbished-IT kaufen gebrauchte Smartphones an und bereiten sie auf. Alternativ: an soziale Organisationen spenden. 4. Daten löschen – aber richtig! Vorher unbedingt: Gerät auf Werkseinstellungen zurücksetzen, SD- und SIM-Karte entfernen oder überschreiben. 5. Kleine Tat, große Wirkung Jedes recycelte Gerät spart Ressourcen, schützt das Klima – und hilft, Elektroschrott zu vermeiden. |
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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