Manchen erscheint er als eine Mischung aus Steve Jobs und Bruce Lee: Der dynamische Nvidia-Mitgründer Jensen Huang bestimmt den Takt der KI-Branche
(Foto: Cover/Campus Verlag)
Er begann als Tellerwäscher bei Denny’s und wurde zum Architekten der KI-Revolution: Jensen Huang, Mitgründer von Nvidia, ist die Art Unternehmer, wie sie selbst Hollywood nicht besser erfinden könnte. In The Thinking Machine erzählt der Journalist Stephen Witt diese unwahrscheinliche Geschichte – mit journalistischem Gespür, technologischem Tiefgang und einem Blick für die Brüche im Lebenslauf.
Hinter der Sonnenbrille: Wer ist Jensen Huang?
Stephen Witt hat mit Freund:innen, Investor:innen und Weggefährt:innen gesprochen – und vor allem mit Huang selbst. Entstanden ist das Porträt eines Mannes, der seine Widerstandskraft früh lernen musste: rassistisch beleidigt, im Internat schikaniert, mit einem Analphabeten im Zimmer, der ihm das Bankdrücken beibrachte. Huang putzte Latrinen, mähte mit der Sense das Schulgelände und lernte, sich mit hundert Liegestützen am Tag zu behaupten. „Damals gab es keine Schulpsychologen“, sagt Huang. „Damals musstest du dir einfach ein dickeres Fell zulegen.“
Eine Denkmaschine im Entstehen
Witts Buch folgt nicht nur Huangs Biografie, sondern erzählt zugleich die Geschichte einer technologischen Zeitenwende. Als Mitgründer von Nvidia hatte Huang zunächst den Spielemarkt im Visier. Doch aus Grafikkarten wurden ganze Rechenzentren, aus Pixeln wurden Parameter für maschinelles Lernen. Es ist diese Transformation, die The Thinking Machine so spannend macht: wie aus einem Gaming-Spezialisten der zentrale Hardwarelieferant für ChatGPT, DeepMind und Co. wurde. Der Autor erklärt dabei komplexe Technik mit erzählerischer Eleganz – ohne in Nerd-Jargon zu verfallen.
Charisma und Kontrollwille
Huang erscheint als charismatischer, aber auch kompromissloser Visionär. Er denkt in Jahrzehnten, redet in Bildern, kontrolliert die Eröffnungsworte jeder Keynote. Witt lässt durchscheinen, dass Huang nicht nur Technologie, sondern auch Erzählungen orchestriert. Nvidia wird zur Bühne, Huang zur Star-Figur mit schwarzer Lederjacke und Sonnenbrille. Ein Mann zwischen Steve Jobs und Bruce Lee, getrieben von dem Glauben, dass Maschinen lernen müssen, zu lernen – und dabei Hindernisse zu überwinden. „Ich habe festgestellt, dass mein Verstand unter widrigen Bedingungen am besten funktioniert.“
Eine lesbare Zukunftsvision
The Thinking Machine ist mehr als eine Unternehmerbiografie. Es ist eine Art technischer Entwicklungroman, eine Analyse dessen, wie Hardware das Denken der Zukunft formt. Witt bleibt dabei angenehm uneitel: Er hält sich zurück, lässt die Fakten sprechen und Huang selbst zu Wort kommen. Wer verstehen will, warum KI immer leistungsfähiger wird und was Nvidia mit dieser Zukunft zu tun hat, sollte dieses Buch lesen.
![]() | Stephen Witt, The Thinking Machine Jensen Huang, Nvidia und der begehrteste Mikrochip der Welt ersch. März 2025, Campus Verlag, Hardcover, 320 S., 32,00 Euro |
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin Hülya Bilgisayar betreut das Buchtipp-Ressort von Phaenomenal.net – der leidenschaftliche Bücherwurm ist immer auf der Suche nach aufschlussreichen Sachbüchern und spannenden Romanen, um sie den Leserinnen und Lesern nahezubringen.
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