Deutsche Digitalbranche mit Nachholbedarf: Frauen weiter stark unterrepräsentiert

Deutsche Digitalbranche mit Nachholbedarf: Frauen weiter stark unterrepräsentiert

Je diverser die Teams, desto besser die Ergebnisse – das sollten eigentlich alle Unternehmen wissen.

(Bild: Redaktion/GPT4o)

IT- und Digitalberufe boomen, die Digitalisierung treibt die deutsche Wirtschaft voran. Doch in einer entscheidenden Hinsicht hinkt Deutschland international gesehen weit hinterher: Frauen sind in der IT- und Digitalbranche weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Dabei geht es längst nicht nur um Gleichberechtigung, sondern um handfeste wirtschaftliche Zukunftssicherung.

Deutschland droht internationaler Rückstand

Knapp zwei Drittel der deutschen Unternehmen sind überzeugt: Ohne Frauen in Digital- und IT-Berufen verspielt Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit. Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom sehen 59 Prozent der Firmen Deutschland im internationalen Vergleich gar als Nachzügler, weitere 23 Prozent befürchten, der Anschluss sei bereits verloren. Nur ein verschwindend geringer Anteil von einem Prozent glaubt, Deutschland sei hier ganz vorne dabei.

Realität in den Unternehmen: Frauen fehlen

Die Realität in den Unternehmen spiegelt diese kritische Selbsteinschätzung leider wider. Während immerhin knapp jedes fünfte Unternehmen insgesamt eine ausgewogene Beschäftigung zwischen Männern und Frauen vorweist, sieht es in IT-Abteilungen deutlich düsterer aus: In 94 Prozent der Firmen sind Frauen dort klar in der Minderheit. Nicht ein einziges Unternehmen konnte angeben, mehr Frauen als Männer in diesen Zukunftsberufen zu beschäftigen.

Vielfältige Hindernisse – oft hausgemacht

Die Gründe dafür sind vielfältig – und oft hausgemacht. Mehr als die Hälfte der Unternehmen räumt ein, dass traditionelle Rollenbilder, eine männlich geprägte Unternehmenskultur und fehlende Frauennetzwerke entscheidende Hindernisse darstellen. Aber auch externe Faktoren wie mangelhafte Betreuungsangebote, fehlende Weiterbildungen während der Elternzeit und eine stereotype Berufsorientierung in Schulen erschweren Frauen den Einstieg.

Klischees bremsen Fortschritt aus

Dabei ist das Bewusstsein für das Problem durchaus vorhanden: 69 Prozent der Firmen finden, dass IT-Berufe für Frauen attraktiver gestaltet werden müssten. Gleichzeitig gibt es aber auch einen ernüchternden Anteil von 39 Prozent, die der Ansicht sind, Männer seien für diese Berufe grundsätzlich besser geeignet. „Wer solche Klischees pflegt, darf sich nicht über Fachkräftemangel wundern“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Digitalisierung kennt kein Geschlecht.“

Maßnahmen und gute Absichten

Ein Teil der Unternehmen versucht gegenzusteuern. Knapp ein Drittel hat interne Ziele formuliert, um den Frauenanteil zu erhöhen. 60 Prozent setzen auf gezielte Recruiting-Maßnahmen, von Kooperationen mit Schulen und Hochschulen bis hin zu frauenspezifischen Karriere-Events. Doch bei vielen bleibt es bei guten Absichten – konkrete Ziele oder Zuständigkeiten fehlen häufig.

Forderungen an die Politik

Aus Sicht der Wirtschaft sollte auch die Politik aktiver werden: Drei Viertel der Unternehmen fordern eine bessere Betreuungsinfrastruktur, zwei Drittel wünschen sich eine Bildungspolitik, die gezielt das Interesse junger Frauen an IT-Themen fördert. Klar wird: Ohne gezielte politische und betriebliche Maßnahmen bleibt Deutschland beim Thema Frauen in IT-Berufen international Schlusslicht.

Die Debatte zeigt vor allem eines: Wer Frauen in der Digitalisierung nicht gezielt fördert, verliert mehr als nur wertvolle Talente. Er verspielt Innovationskraft, Vielfalt und Wettbewerbsfähigkeit – und letztlich die eigene wirtschaftliche Zukunft.

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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