Hybrid für alle: Neues Baukasten-System will die Verkehrswende umkrempeln

Hybrid für alle: Neues Baukasten-System will die Verkehrswende umkrempeln

Bisher ist der Hybridantrieb technisch besonders aufwändig, die Akkukapazität zudem niedrig –

das könnte sich mit dem neuen Modul-Konzept nun ändern.

(Bild: Horse Powertrain)


Auf der Auto Shanghai 2025 feiert ein neues Hybridantriebssystem seine Premiere, das sich wie ein technisches Chamäleon an bestehende Elektroplattformen anschmiegt. Entwickelt von Horse Powertrain, einem Joint Venture von Renault, Geely und – ausgerechnet – Aramco, verspricht das System eine Revolution durch Pragmatismus. Denn wo bislang unterschiedliche Fahrzeugtypen eigene Antriebe benötigten, soll künftig ein einziges Modul reichen.

Der Rückwärtsgang der Verkehrswende

Das Timing wirkt alles andere als zufällig. In vielen Ländern kommt die Verkehrswende ins Stocken, Förderungen für E-Autos werden gekürzt, Ladeinfrastruktur hinkt hinterher – während gleichzeitig die Zulassungszahlen von Verbrennern wieder steigen. Genau hier setzt das Konzept von Horse Powertrain an: Es bietet Herstellern einen Weg, bestehende Elektroplattformen mit einem zusätzlichen Hybridmodul auszustatten – inklusive kleinem Verbrenner, Elektromotor und Getriebe in einem kompakten Block. Eine Art Rückversicherung gegen Marktunsicherheiten, verpackt als Fortschritt.

Technologieoffenheit oder strategische Verzögerung?

Offiziell geht es um Flexibilität und Technologieoffenheit. Doch hinter dem Projekt stehen mächtige Interessen: Renault und Geely wollen sich mit ihrer neuen Firma global als Zulieferer etablieren, Aramco wiederum investiert gezielt in synthetische Kraftstoffe und alternative Antriebe – nicht zuletzt, um fossile Wertschöpfungsketten auch in einer CO₂-armen Zukunft zu sichern. Der Hybridantrieb von Horse passt perfekt in dieses Kalkül: Er funktioniert mit Benzin, Ethanol, Methanol und E-Fuels. Nachhaltig, ja – aber eben auch ein Türöffner für alternative fossile Pfade.

Altlasten elegant umschiffen

Gleichzeitig könnten modulare Hybridlösungen das Ende herkömmlicher Verbrennerplattformen beschleunigen. Denn wenn sich der neue Antrieb ohne großen Aufwand in E-Autos integrieren lässt, entfällt für viele Hersteller der Bedarf, separate Verbrennerlinien weiterzuentwickeln. Statt teurer Parallelentwicklung reicht ein flexibler Unterbau – technisch reduziert, wirtschaftlich effizient. Für viele OEMs eine Verlockung: ein Antrieb für alle Fälle, vom reinen Stromer bis zum Hybriden für Länder ohne Stromnetz.

Der wahre Lackmustest

Doch so verführerisch die Idee klingt – sie ist auch ein Drahtseilakt. Denn was als „Zukunftshybrid“ vermarktet wird, könnte sich als Einladung zum politischen Stillstand entpuppen. Warum in teure Ladeinfrastruktur investieren, wenn ein Hybridmodul fossile Brennstoffe „nachhaltig“ nutzbar macht? Warum CO₂-Ziele verschärfen, wenn man neue Technologien für alten Sprit nutzen kann? Der Erfolg von Horse Powertrain könnte zum Lackmustest werden: für den Willen der Industrie, den Wandel wirklich zu vollziehen – oder nur so zu tun.

Was ist das „Future Hybrid Concept“?

Ein modulares Hybridsystem, das in bestehende Elektroauto-Plattformen eingebaut werden kann – ohne große Umbauten.
Komplettpaket aus Verbrennungsmotor, Elektromotor und Getriebe – kompakt, leicht und als „Plug-in-Modul“ konzipiert.

Treibstoffvielfalt: nutzbar mit Benzin, Ethanol, Methanol und synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels).

Zielgruppe: Autohersteller weltweit, die flexibel auf regionale Anforderungen reagieren wollen.

Markteinführung: Erste Fahrzeuge mit dem System sollen ab 2028 auf die Straße kommen.

Hersteller: Horse Powertrain Limited, ein Joint Venture von Renault, Geely und Aramco (mit je 45 % bzw. 10 % Beteiligung).

Strategisches Ziel: Kosten sparen, Plattformvielfalt reduzieren – und eine Brücke bauen zwischen Strom und Sprit.

Über den Autor / die Autorin

H.O. Wireless
H.O. Wireless
Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Proudly powered by WordPress