Vom Einzweck- zum Mehrzweckgerät: Haushaltsroboter haben noch sehr viel ungenutztes Potential, das bisher brach liegt.
(Bild: Redaktion/GPT4o)
Wenn der Saugroboter Feierabend hat, steht er still in der Ecke. Doch was wäre, wenn er seine Ruhezeiten sinnvoller nutzen könnte? Diese Frage haben sich Informatikerinnen und Informatiker der Universität Bath gestellt – und gleich über 100 Ideen entwickelt, wie Haushaltsroboter unser Leben noch stärker erleichtern könnten.
Vom Staubsauger zum Helfer
Roboter wie Roombas oder automatische Rasenmäher sind längst feste Bestandteile vieler Haushalte. Trotzdem verbringen sie den Großteil des Tages im Leerlauf. „Mobile Haushaltsroboter werden oft als Einzweckgeräte wahrgenommen, aber sie sind klar unterfordert“, sagt Yoshiaki Shiokawa, Erstautor der neuen Studie. „Wir sollten ihre Einsatzmöglichkeiten erweitern und sie für viele kleine Aufgaben im Haus einsetzen.“
Mit kleinen technischen Erweiterungen – wie Trägern, Projektoren oder Aufsätzen – könnten die Geräte Aufgaben übernehmen, die weit über das Saugen hinausgehen: Pflanzen gießen, Pakete annehmen, verlorene Schlüssel suchen oder sogar Frühstück ans Bett liefern.
Vier Prototypen im Alltagstest
Für ihre Untersuchung programmierten die Forschenden einen handelsüblichen Roomba um und testeten vier zusätzliche Funktionen: Als mobiler Handy-Lader navigierte der Roboter selbstständig zum Nutzer. Mit einem Projektor zeigte er Fitnessvideos an Wand und Decke. Als mobiler Hauswächter übermittelte er Livebilder aus der Wohnung, und als digitales „Bitte nicht stören“-Schild warnte er vor laufenden Meetings.
„Unsere Studie hat bewiesen, dass ein Roomba nach minimalen Anpassungen problemlos mehrere Rollen im Haushalt übernehmen kann“, so Shiokawa.
Neue Aufgaben für kluge Begleiter
Schon heute könnten Haushaltsroboter viele weitere Dienste leisten. Mit geeigneten Aufsätzen könnten sie etwa Lichttherapie für Menschen mit saisonaler Depression anbieten oder Senioren helfen, aus dem Sessel aufzustehen. Dr. Adwait Sharma, Co-Autor der Studie, sieht darin großes Potenzial: „Die Leerlaufzeiten bieten einzigartige Chancen für wertstiftende Interaktionen. Sie passen perfekt zum wachsenden Bedarf an flexiblen, in unseren Alltag integrierten Robotersystemen.“
Langfristig könnten die Geräte sogar Verhaltensmuster analysieren und Nutzern vorausschauend Angebote machen – etwa daran erinnern, einzukaufen oder Arzttermine zu vereinbaren.
Technik mit Zukunft
Das Marktwachstum spricht für sich: Bis 2028 soll der Absatz von Haushaltsrobotern jährlich um fast 19 Prozent steigen. Bisher verbringen diese Geräte jedoch im Schnitt nur knapp zwei Stunden am Tag mit ihrer Hauptaufgabe. Der Rest der Zeit – bislang verschenkt – könnte künftig zur neuen Ressource werden.
Die Vision der Forschenden ist klar: Roboter als echte Haushaltsassistenten, die nicht nur sauber machen, sondern unser Leben spürbar komfortabler und sicherer gestalten.
Was Haushaltsroboter künftig leisten könnten
- Mobil arbeiten: Smartphone laden, Lichttherapie anbieten
- Haushalt unterstützen: Pflanzen gießen, Türen schließen, Müll sortieren
- Sicherheit erhöhen: Haus überwachen, Türen kontrollieren
- Gesundheit fördern: Nutzer an Medikamente oder Arzttermine erinnern
- Freizeit bereichern: Haustiere beschäftigen, Spiele anbieten, Fotos aufnehmen
Bibliographische Angabe:
Yoshiaki Shiokawa et al.: Beyond Vacuuming: How Can We Exploit Domestic Robots‘ Idle Time? In: CHI ’25: Proceedings of the 2025 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems, Article No.: 733, Pages 1–17, DOI: 10.1145/3706598.3714266
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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