Weite Teile Mitteleuropas und Osteuropas sind ungewöhnlich trocken. Besonders gering ist die Bodenfeuchtigkeit in der Ukraine, Belarus, Polen und Teilen Deutschlands.
(Bild: clim4cast)
2024 war das Jahr der Superlative: Hitzerekorde, ausgedürrte Felder, trockene Flussbetten. Laut dem Klimadienst Copernicus war es das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Zum ersten Mal lag die globale Durchschnittstemperatur über ein ganzes Kalenderjahr hinweg mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau. „Der Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand. Wie wir auf die Klimakrise reagieren, entscheidet über unsere Zukunft“, sagt Carlo Buontempo vom Copernicus Climate Change Service.
Die Dürre nach dem Hitzerekord
Was global wie ein abstrakter Spitzenwert klingt, hat in Europa bereits jetzt konkrete Folgen: In Polen, Belarus und der Ukraine warnen Forscher:innen vor einer Dürre, die historische Ausmaße annehmen könnte. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) spricht von einer „außergewöhnlich starken Anomalie der Bodenfeuchte“. Die Böden dort hatten sich vom trockenen Sommer 2024 nicht erholt, weil auch der Winter kaum Regen oder Schnee brachte. „Diese Regionen gehören zu den weltweit produktivsten Getreidestandorten. Eine schlechte Saison kann den globalen Markt erheblich beeinträchtigen“, warnt Professor Claas Nendel vom ZALF.
Deutschland wird staubig
Auch in Deutschland sind die Zeichen unmissverständlich: Der März 2025 war der sechsttrockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Besonders der Norden ist betroffen. In einigen Regionen fiel nur ein Fünftel des üblicherweise erwarteten Niederschlags. Die Folge: ausgedörrte Oberböden, verzögerte Aussaat, erhöhte Waldbrandgefahr. In Brandenburg und Bayern gilt bereits die zweithöchste Warnstufe. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert bis in den Sommer hinein trockenere Bedingungen, vor allem in Ostdeutschland.
Die Kornkammer unter Druck
Was das konkret bedeutet, lässt sich am besten mit einem Blick auf die Landwirtschaft illustrieren. Gerade in Osteuropa beginnt jetzt die kritische Phase für die Sommeraussaat. Bleibt der Regen aus, können die jungen Pflanzen nicht keimen oder leiden früh unter Trockenstress. Die Ökonomen blicken daher besorgt auf die Ernteprognosen. Eine Dürre in den fruchtbaren Schwarzerde-Regionen könnte nicht nur die Versorgungslage verschärfen, sondern auch zu Preissteigerungen auf dem Weltmarkt führen.
Nicht nur Hitze, auch Verantwortung
Die Forscher:innen sind sich einig: Der hinter diesen Extremen steckende Klimawandel ist menschengemacht. Die zunehmende Hitze, die außergewöhnlichen Wetterlagen, die sinkende Bodenfeuchte – sie alle sind Symptome eines Systems, das aus dem Gleichgewicht gerät. „Jedes Jahr der letzten Dekade zählt zu den zehn wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen“, sagt Samantha Burgess vom Copernicus Climate Change Service. Und weiter: „Wir stehen am Rand dessen, was im Pariser Klimaabkommen als Grenze definiert wurde.“ Die Dürre 2025 ist damit nicht nur ein meteorologisches Phänomen, sie ist auch ein Warnsignal: es ist Zeit zu handeln, bevor das Klima dauerhaft kippt.
Klimafakten 2024/25 im Überblick Rekordjahr 2024 – Wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – Erstes Kalenderjahr mit globaler Durchschnittstemperatur > 1,5 °C über vorindustriellem Niveau – Höchste je gemessene globale Tagesmitteltemperatur am 22. Juli: 17,16 °C Auswirkungen auf Europa – 2024: Wärmstes Jahr in Europa seit Messbeginn – Frühjahr und Sommer 2024: Rekordwerte bei Luft- und Bodentemperaturen – 2025: Extrem trockener Winter, kaum Regeneration der Böden Dürregefahr 2025 – Besonders betroffen: Polen, Belarus, Ukraine – Auch Nord- und Ostdeutschland mit starkem Bodenfeuchte-Defizit – Gefahr für Ernteausfälle und Waldbrände Stimmen aus der Forschung „Die Kornkammer Europas steht unter Druck.“ — Prof. Claas Nendel, ZALF „Wie wir reagieren, entscheidet über unsere Zukunft.“ — Carlo Buontempo, Copernicus |
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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