Zollfrei streamen: Trotz globaler Handelsschlacht spüren Netflix und Spotify Rückenwind

Zollfrei streamen: Trotz globaler Handelsschlacht spüren Netflix und Spotify Rückenwind

Cocooning für die Familie, Cocooning für Investore:

das Streaming von Video und Audio scheint bisher krisenresistent zu sein.

(Bild: Redaktion/GPT4o)


Es ist selten, dass zwei global agierende Unternehmen aus derselben Branche in einer weltweiten Zollschlacht ungeschoren davonkommen – doch Netflix und Spotify scheinen einen verborgenen Pfad durch das Minenfeld der immer neuen Strafabgaben zu kennen. Das Geheimnis des Erfolgs ist freilich sehr simpel: Während Container mit Spielkonsolen oder Sneakern an den Grenzen festhängen, gleiten Serien‑Bits und Musik‑Bytes ungehindert über Glasfaserkabel. Dass digitale Güter zollfrei bleiben, ist ihr größter Trumpf, aber längst nicht der einzige. Streaming hat sich zu einer Art Krisenkokon für Investoren entwickelt, wie die jüngsten Zahlen zeigen: alleine Netflix meldete Ende 2024 mehr als 302 Millionen zahlende Zuschauer und einen Quartalsumsatz von 10,25 Milliarden Dollar .

Der Serien‑Champion setzt auf globalen Lokalkolorit

Der Aufstieg hat aber nicht nur mit digitaler Infrastruktur zu tun, sondern trotz aller Globalität des Angebots auch mit lokaler Verankerung. In Seoul entstehen Netflix‑Dramen, in Madrid Thriller, die in Buenos Aires oder Melbourne einschlagen. Jeder neue Titel hat die Chance, sich in fast zweihundert Märkten zu amortisieren, ohne dass ein zweites Filmset gebaut werden muss. Selbst der oft kritisierte Werbe‑Tarif, der den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer kurzfristig drückt , beweist sein Potential: Laut interner Präsentation stammen bereits 55 Prozent der Neuabschlüsse aus dem Anzeigen‑Abo . Wer weniger Geld in der Tasche hat, schrumpft sein Paket, statt es zu kündigen. Bis 2030 könnten Live‑Sport‑Rechte und Mobile‑Games den Dienst zur Entertainment‑Super‑App machen.

Spotify verwandelt rote Zahlen in grüne Wellen

Der schwedische Klangriese Spotify stand lange im Ruf des ewigen Verlustträgers – 2024 drehte er die Erzählung ins Gegeteil. Mit 1,5 Milliarden Euro operativem Gewinn bei 15,7 Milliarden Euro Umsatz  überraschte Spotify selbst Optimisten. 675 Millionen monatlich aktive Nutzer, davon 263 Millionen zahlende, bilden inzwischen einen mächtigen Resonanzkörper. Hinter den Kulissen überholen Podcasts, Hörbücher und bald Live‑Sport‑Audio die Musik als Wachstumsmotor. Werbekunden, die aus teuren Fernsehblöcken fliehen, finden im gezielten Audio‑Spot einen Sparkanal; Branchenanalysten sehen Streaming‑Werbung bereits um 42 Prozent pro Jahr klettern .

Konsumismus light dämpft die Krise

Die Zollspirale verteuert Laptops und Laufschuhe, doch ein Abend vor dem Fernseher oder ein Tag mit den Lieblings‑Playlists kostet kaum mehr als einen Coffee‑to‑go. Solche Mikro‑Luxus‑Momente passen in fast jedes Haushaltsbudget. Und selbst für den Fall, dass Regierungen kulturelle Gegenzölle erwägen, haben beide Plattformen ein Ass im Ärmel: Sie schieben lokale Originale oder regionale Playlists nach vorn – Software‑Diplomatie statt Zollpapier.

Zweistellige Renditen erwartet

Der Medienwandel arbeitet natürlich auch auf ihre Rechnung: Jeder, der das Kabel‑Abo überspringt und direkt zur Flatrate greift, füttert ihr Ökosystem, egal ob in Jakarta oder Jena. Bis 2030 rechnen Investmenthäuser damit, dass Netflix seine operative Marge in die Dreißiger‑Prozentzone hievt und Spotify zweistellige Renditen erreicht. Während klassische Medienhäuser noch Zolllisten studieren, rasen die beiden Streaming‑Giganten auf einem digitalen Highway, der weder Schranken kennt noch Frachtgebühren verlangt – auf direktem Kurs zu einer weiterhin rentablen Zukunft.

Netflix und Spotify im Faktencheck

Kennziffer 2024NetflixSpotify
zahlende Nutzer / Abos302 Mio.263 Mio. Premium, 675 Mio. MAU
Jahresumsatz≈ 44,5 Mrd. $ (Prognose 2025)15,7 Mrd. €
Operative Marge27 %+1,5 Mrd. € operativer Gewinn
WachstumsfeldWerbe‑Abo, Games, Live‑SportPodcasts, Hörbücher, Werbe‑AdTech
Prognose 2030Margen jenseits 30 %, Super‑Appzweistellige Rendite, Audio‑Ökosystem

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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