Elektromobilität für alle

Elektromobilität für alle

In Frankreich ist das Social Leasing schon erprobt –

dort ist man ab 50 Euro im Monat dabei.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


Der Verkehr verursacht in Deutschland fast ein Fünftel der gesamten CO2-Emissionen – doch Elektrofahrzeuge bleiben für viele Haushalte unerschwinglich. Eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Transport & Environment zeigt nun, wie Social Leasing ein Teil der Lösung sein könnte. „Social Leasing soll es Haushalten mit wenig Einkommen ermöglichen, Elektrofahrzeuge zu stark reduzierten Leasingraten zu nutzen – ohne große Ersparnisse zu besitzen oder Kredite aufnehmen zu müssen„, erklärt Nelly Unger, Expertin für die soziale Gestaltung der Mobilitätswende am Öko-Institut.

Was ist Social Leasing?

Das Konzept stammt aus Frankreich, wo einkommensschwache Haushalte ab 50 Euro monatlich ein E-Auto leasen können. Die Zielgruppe: Berufspendler mit langen Fahrwegen und Menschen, die in Regionen ohne gute öffentliche Verkehrsanbindung leben. „Unsere Studie zeigt, welche Gestaltungsmöglichkeiten die Politik für ein solches Förderprogramm hat, um insbesondere Menschen mit geringem Einkommen zu unterstützen, die keine Alternative zum Auto haben„, so Unger weiter. In Deutschland könnten solche Programme nicht nur klimafreundliche Mobilität fördern, sondern auch eine soziale Komponente integrieren, indem einkommensschwache Familien gezielt unterstützt werden.

Chancen und Herausforderungen

Das französische Modell ist allerdings nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragbar. Die Studie unterscheidet verschiedene Szenarien: Für Stadtbewohner könnte der Fokus auf Kleinwagen liegen, während Familien in ländlichen Regionen auch Mittelklassefahrzeuge benötigen. Gleichzeitig müsste die Ladeinfrastruktur gezielt gefördert werden – gerade in Mehrfamilienhäusern, wo der Zugang zu privaten Ladestationen oft fehlt.

Die Analyse gibt Hinweise darauf, dass ein reines Leasingangebot für Kleinwagen nicht alle Bedarfssituationen abdecken würde, betonen die Autor*innen der Studie. Auch der Gebrauchtwagenmarkt könnte profitieren: Nach Ablauf der Leasingverträge gelangen günstige E-Fahrzeuge auf den Zweitmarkt – ein Potenzial, das bisher kaum ausgeschöpft wird. Ein weiterer Aspekt: Die Förderung von Ladeinfrastruktur könnte besonders in sozialen Brennpunkten entscheidend sein, wo weniger Menschen Zugang zu privaten Stellplätzen haben.

Was kostet Social Leasing?

Die Höhe der Förderung könnte sich nach Einkommen und Mobilitätsbedarf richten. Für Geringverdiener könnten Leasingraten von 50 bis 100 Euro monatlich möglich sein. Die Zielgruppe müsse jedoch klar definiert werden, sonst drohe ein Mitnahmeeffekt durch Haushalte, die auch ohne Förderung ein E-Auto leasen könnten. Gleichzeitig betont die Studie, dass solche Programme langfristig auch die Automobilindustrie unterstützen könnten – nicht zuletzt durch den Ausbau eines robusten Gebrauchtwagenmarktes für E-Fahrzeuge.

Zukunftsaussichten

Ob und wie ein Social Leasing-Programm in Deutschland umgesetzt wird, bleibt offen. Die Studie empfiehlt jedoch, die Verantwortung klar zu verteilen – etwa durch eine zentrale Koordination beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Gleichzeitig könnten Förderprogramme für Ladeinfrastruktur den Einstieg in die Elektromobilität weiter erleichtern. Ohne eine ausreichende Ladeinfrastruktur bleibt selbst das günstigste Leasingangebot nutzlos, betonen die Autor*innen. Für einkommensschwache Haushalte könnte auch ein Modell interessant sein, bei dem das Leasingfahrzeug nach Ablauf der Vertragslaufzeit vergünstigt erworben werden kann – ein zusätzlicher Anreiz zur Umstellung auf E-Mobilität.


Kurzinfo Social Leasing

  • Zielgruppe: Haushalte mit geringem Einkommen, Berufspendler
  • Methode: Leasing von Elektrofahrzeugen zu reduzierten Raten
  • Vorbild: Frankreich – E-Fahrzeuge ab 50 Euro monatlich
  • Herausforderungen: Ladeinfrastruktur, regionaler Zugang

Originalpublikation:

Studie „Analysen zur Umsetzung eines Sozial-Leasing-Programmes in Deutschland“, Öko-Institut

https://www.oeko.de/publikation/analysen-zur-umsetzung-eines-sozial-leasing-programms-in-deutschland/

Über den Autor / die Autorin

H.O. Wireless
H.O. Wireless
Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.

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