Ohne billige menschliche Arbeitskräfte im Hintergrund würden Social Media-Apps und Chatbots nicht funktionieren – die interaktive Karte der Initiative Data4Mods zeigt, wie dieses globale Outsourcing-System funktioniert.
Noch nie war die digitale Welt so vernetzt – und so abhängig von unsichtbaren Helfern im Hintergrund. Eine neue interaktive Karte der Initiative Data4Mods zeigt jetzt erstmals, wo auf dem afrikanischen Kontinent Content-Moderatoren und Datenlabeler für die großen Tech-Konzerne arbeiten, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Denn beschäftigt sind die Gig-Worker bei Subunternehmen. Damit rückt ein globales Outsourcing ins Licht, das bislang meist im Verborgenen blühte – und nicht selten ausbeuterische Strukturen offenbart.
Datenflut trifft Billiglohn
Die Karte, die von den Data4Mods-Mitgliedern African Content Moderators’ Union (ACMU) und der Organisation Personaldata.IO initiiert wurde, zeigt auf: Von Nigeria über Kenia bis Südafrika – in 39 von 54 afrikanischen Ländern sind sogenannte BPO-Zentren (Business Process Outsourcing) entstanden. Die Arbeiter dort sichten und klassifizieren Unmengen von Daten. Ohne sie könnten Social Media Plattformen und KI-Systeme kaum funktionieren.
Unternehmen profitieren – Arbeiter bleiben im Dunkeln
Während Konzerne wie Meta, Google oder auch kleinere Sub-Unternehmen wie Hugo von den billigen Arbeitskräften in Afrika profitieren, bleibt den Arbeitern selbst oft nur ein karges Einkommen. Und nicht mal das ist sicher: Die Plattform Remotasks, eine Tochter des US-Unternehmens Scale AI, hatte bis März 2024 mehrere Bootcamps in Afrika eingerichtet – dann zog sie sich plötzlich zurück. Hunderte Menschen verloren von einem Tag auf den anderen ihren Job.
Wer hält die Fäden in der Hand?
Die interaktive Karte zeigt auch, wo die Profiteure dieses ausbeuterischen Systems sitzen. Von den 78 identifizierten BPO-Zentren in Afrika stehen die meisten in Nigeria (acht), gefolgt von Kenia und Südafrika. Doch die Auftraggeber sitzen meist fernab: vier in den USA, vier in Europa, zwei in Asien und einer in Kanada. Es ist ein globales Netzwerk, in dem afrikanische Arbeiter oft die billigste und austauschbarste Ressource sind.
Die Mission von Data4Mods
Das Projekt Data4Mods will nicht nur die geografische Verteilung der Arbeitszentren offenlegen, sondern auch ganz konkret die Rechte der Arbeiter stärken. Ziel ist es, die Arbeiter zu befähigen, ihre persönlichen Daten zu kontrollieren und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Kurzinfo: Projekt Data4Mods
- Initiatoren: Personaldata.IO, ACMU (African Content Moderators’ Union)
- Ziel: Sichtbarmachung der Business Process Outsourcing-Zentren in Afrika und Stärkung der Arbeitsrechte
- BPO-Zentren: 78 in 39 Ländern
- Auftraggeber: 4 USA, 4 Europa, 2 Asien, 1 Kanada
- Größte Arbeitgeber: Meta, Google, Remotasks
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
Letzte Beiträge
Stadtplanung13. Juni 2025HUDI-Index zeigt Lebensqualität in europäischen Städten
Astronomie12. Juni 2025Kosmischer Klimaschock
Meeresschutz12. Juni 2025Mit Sonnenkraft gegen Plastikmüll
Klimaschutz11. Juni 2025Neue Öl- und Gasfelder mit 1,5-Grad-Ziel nicht vereinbar
Schreibe einen Kommentar