Mars-Forscher entdecken mögliche Biosignaturen im Jezero-Krater

Mars-Forscher entdecken mögliche Biosignaturen im Jezero-Krater

Felsen in der Bright-Angel-Formation im Jezero Krater, aufgenommen mit der Mastkamera des Perserverance-Roboters im Mai 2024. Proben enthielten Strukturen, die auf der Erde in solchen Umgebungen durch mikrobielle Prozesse entstehen können.

(Bild: NASA/JPL-Caltech/ASU)


Ein schimmernder Felsbrocken, ein verdächtiges Sediment, eine winzige chemische Signatur: Manchmal sind es Kleinigkeiten, die Großes vermuten lassen. Im Jezero-Krater auf dem Mars hat der Rover Perseverance Hinweise auf eine uralte Seenlandschaft und mögliche Biosignaturen gefunden. Forschende aus London und den USA sehen darin die bislang überzeugendsten Indizien für vergangene Lebensprozesse auf dem Roten Planeten – auch wenn endgültige Gewissheit noch aussteht.

Ein See im Flussbett

Eigentlich war die Neretva-Vallis ein Flusstal, das vor Milliarden Jahren Wasser in den Krater leitete. Doch die Proben, die Perseverance dort nahm, erzählen eine andere Geschichte. Sedimente voller Tonminerale und Silikate, winzige Strukturen, die nur in ruhigem Wasser entstehen können – all das deutet auf ein einstiges Seeufer mitten im Flusstal hin.

Alex Jones, Doktorand am Imperial College London, beschreibt es so: „Das ist ungewöhnlich, aber hochinteressant, denn wir hätten solche Ablagerungen in der Neretva-Vallis nicht erwartet. Unsere Analysen weisen auf eine ruhige Seelandschaft hin – und genau das ist die Art von lebensfreundlicher Umgebung, nach der wir suchen.

Dass Sedimente dieser Art überhaupt erhalten geblieben sind, ist für die Wissenschaft eine glückliche Fügung. Auf der Erde wären sie durch Erosion, tektonische Prozesse oder biologische Aktivität längst verändert worden. Der Mars dagegen, mit seiner dünnen Atmosphäre und geringen geologischen Dynamik, konserviert solche geologischen Archive oft erstaunlich gut.

Chemie mit Fragezeichen

Doch die eigentliche Überraschung liegt in den Proben selbst. Millimeterkleine Knötchen, angereichert mit Eisen-Phosphat und Eisen-Sulfid, bildeten sich durch Redox-Reaktionen. Solche Prozesse kennt man auch von der Erde – sie können abiotisch entstehen, aber eben auch durch Mikroben.

Professor Sanjeev Gupta vom Imperial College London mahnt zur Vorsicht: „Dies ist eine sehr spannende Entdeckung einer potenziellen Biosignatur, aber es bedeutet nicht, dass wir Leben auf dem Mars gefunden haben. Wir müssen die Proben auf der Erde untersuchen, um sicher zu sein.

Die Rede ist von chemischen Signaturen, die an Nebenprodukte mikrobiellen Stoffwechsels erinnern. Auf der Erde entstehen ähnliche Muster etwa in sauerstoffarmen Seen, wenn Bakterien Eisen- oder Schwefelverbindungen verarbeiten. Dass vergleichbare Strukturen auf dem Mars gefunden wurden, macht sie so besonders – auch wenn letztlich andere Erklärungen möglich sind.

Globale Teamarbeit

An der Studie, veröffentlicht in Nature, waren zahlreiche Institute beteiligt, finanziert unter anderem von der UK Space Agency. Gupta und sein Team lieferten den geologischen Kontext, indem sie die Sedimentabfolgen in der Bright-Angel-Formation detailliert kartierten.

Matthew Cook, Leiter der Weltraumforschung bei der britischen Raumfahrtagentur, würdigte die Zusammenarbeit: „Dieses aufregende Ergebnis ist ein bedeutender Schritt in unserem Verständnis des Mars und der Möglichkeit uralten Lebens. Es zeigt, wie wichtig internationale Kooperation und modernste Robotik sind.

Die beteiligten Forschenden betonen, dass es die Kombination aus modernsten Rover-Instrumenten, geologischem Know-how und internationaler Kooperation war, die diesen Fund möglich machte. Instrumente wie PIXL oder SHERLOC erlauben es, chemische Elemente direkt auf der Marsoberfläche zu kartieren – ein technisches Kunststück, das aufwändige Laborexperimente ersetzt, wenn auch mit geringerer Präzision.

Proben für die Zukunft

Die entscheidenden Bohrkerne sind bereits gesichert. Unter ihnen ein Exemplar aus dem „Bright Angel“-Aufschluss, Spitzname „Sapphire Canyon“. Sie warten darauf, im Rahmen der geplanten Mars Sample Return Mission in den 2030er-Jahren auf die Erde gebracht zu werden.

Erst dort, unter modernsten Laborbedingungen, wird sich klären, ob die chemischen Signaturen Spuren einstiger Mikroben oder bloß geochemische Kuriositäten sind. Gupta fasst es so: „Diese Entdeckung ist ein großer Schritt nach vorn – die Proben, die wir charakterisieren konnten, gehören zu den überzeugendsten, die wir bisher haben.

Die große Frage bleibt

Das Puzzle ist also noch nicht gelöst. Aber die Funde machen die Vision einer belebten Marsvergangenheit plausibler denn je. „Während wir wissenschaftlich vorsichtig bleiben müssen, stellen diese Ergebnisse die bislang vielversprechendsten Hinweise dar“, betont Cook.

Für die Öffentlichkeit wie auch für die Forschung bleibt die große Frage bestehen: War der Mars vor Milliarden Jahren ein belebter Nachbarplanet, dessen Seen und Flüsse einfache Mikroorganismen beherbergten? Oder spielt uns die Geologie einen Streich, und wir sehen Muster, die sich ohne Biologie erklären lassen?

Bis die Proben auf der Erde untersucht sind, bleibt nur die Spannung – und die Hoffnung, dass ein kleiner Bohrkern aus „Sapphire Canyon“ eines Tages eine epochale Antwort liefert. Eines ist jedoch klar: Der Rote Planet erzählt uns Stück für Stück seine Geschichte – und sie klingt verdächtig vertraut.

Kurzinfo: Potenzielle Biosignaturen im Jezero-Krater

  • Fundort: „Bright Angel“-Formation im Jezero-Krater, einst ein Flussdelta und ein See.
  • Mission: NASA-Rover Perseverance, unterwegs seit 2021.
  • Entdeckung: Feinkörnige Sedimente, Tonminerale und Silikate, ungewöhnliche Seebildung im Flusstal.
  • Chemische Signaturen: Knötchen mit Eisen-Phosphat und -Sulfid, potenziell durch Mikrobenprozesse entstanden.
  • Beteiligte: NASA, Imperial College London, UK Space Agency.
  • Bedeutung: Mögliches Indiz für frühes mikrobielles Leben auf dem Mars.
  • Zukunft: Mars Sample Return Mission soll Proben in den 2030er-Jahren zur Erde bringen.
  • Status: Vorsichtige Interpretation – Beweise für Leben stehen noch aus.

Originalpublikation:
Joel A. Hurowitz et al.,
Redox-driven mineral and organic associations in Jezero Crater, Mars
in: Nature 645, pages332–340 (2025)
DOI: 10.1038/s41586-025-09413-0// http://dx.doi.org/10.1038/s41586-025-09413-0

Über den Autor / die Autorin

Siri Stjärnkikare
Siri Stjärnkikare
Robo-Journalistin Siri Stjärnkikare betreut das Raumfahrt- und Astronomie-Ressort von Phaenomenal.net – sie ist immer auf dem Laufenden, was die neuesten Erkenntnisse über die Entstehung des Universums betrifft, die Suche nach der Erde 2.0 oder die nächste Mond- oder Mars-Mission.

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