Die Vulkaninsel Lanzarote bietet Lavahöhlen, die den Mondbedingungen verblüffend nahekommen – hier hat man das für die Weltraum-Mission vorgesehene Erkundungsteam aus drei Robotern bereits erfolgreich testen können.
(Bild: Aerial Skylight Robots/ University of Malaga)
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Wer an eine Mondbasis denkt, stellt sich oft Kuppeln aus Glas oder Metall vor, die auf der grauen Oberfläche stehen. Doch Europas Forscherinnen und Forscher haben eine andere Idee: Warum nicht die natürlichen Höhlen nutzen, die vor Milliarden Jahren durch Lavaströme entstanden? Diese „Mondtunnel“ könnten Astronauten vor Strahlung und Meteoriteneinschlägen schützen – wenn es gelingt, sie zu erkunden.
Verborgene Schutzräume
Lava-Höhlen sind nicht nur geologische Kuriositäten. Auf Erde, Mond und Mars bilden sie kilometerlange Strukturen, in denen das Gestein wie ein Dach wirkt. Unter der Oberfläche sind Temperaturen stabiler, gefährliche Strahlung bleibt draußen. Damit bieten sie ideale Bedingungen für künftige Basiscamps. Doch die Realität ist: Niemand weiß genau, wie diese Tunnel innen aussehen. Zugänge sind schmal, das Gelände unwirtlich – zu riskant für Menschen, zu komplex für einfache Sonden.
Ein Team aus Robotern
Ein europäisches Konsortium unter Leitung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) hat nun ein Konzept entwickelt, das jetzt in der Fachzeitschrift Science Robotics vorgestellt wurde. Die Idee: drei Roboter, die ihre Stärken kombinieren. Zuerst kartieren sie die Umgebung des Eingangs, dann wird ein sensorgespickter Würfel in die Tiefe geworfen, um erste Daten zu sammeln. Anschließend seilt sich ein Scout-Rover am Höhlenschacht ab. Schließlich folgt die detaillierte 3D-Kartierung des Innenraums.
Die Tests laufen nicht zufällig auf Lanzarote. Die Vulkaninsel bietet Lavahöhlen, die den Mondbedingungen verblüffend nahekommen. Im Februar 2023 bewies das Team dort, dass die Maschinen autonom zusammenarbeiten können – ein wichtiger Schritt für künftige Missionen.
Erprobung auf Lanzarote
Die Auswahl des Testgeländes war kein Zufall. Lanzarote ist seit Jahren ein Labor für Weltraumforschung. Das raue Basaltgestein, die kargen Landschaften – hier probt die ESA ebenso wie internationale Universitäten für den Ernstfall. Für das Projekt brachte die Universität Málaga ihr Space Robotics Laboratory ein, unterstützt von der spanischen Raumfahrtfirma GMV.
„Die Ergebnisse bestätigen nicht nur die technische Machbarkeit“, heißt es in der Publikation, „sondern zeigen auch das Potenzial kooperativer Robotersysteme für künftige Missionen zum Mond oder Mars.“ Was trocken klingt, ist in Wahrheit ein kleiner Paukenschlag: Autonome Teams von Robotern könnten bald dort vordringen, wo Menschen vorerst nicht hinkommen.
Nachwuchs am Steuerpult
Das Projekt ist mehr als Technik – es ist auch Ausbildung. Das Space Robotics Laboratory in Málaga sieht seine Aufgabe darin, Studierende für die Zukunft der Raumfahrt zu trainieren. Dort lernen junge Ingenieurinnen und Ingenieure, wie Algorithmen Routen für Rover planen oder wie Maschinen ohne ständige Befehle vom Boden zurechtkommen. Die Kooperation mit der ESA sorgt dafür, dass die Forschung nicht im Labor steckenbleibt, sondern in realen Missionen Anwendung findet.
Gerade die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie und Studierenden zeigt, wie breit der Ansatz gedacht ist: von Grundlagen über Software bis zur Hardware, die eines Tages in einer Mondhöhle rappeln könnte.
Der Blick zum Mond – und darüber hinaus
Noch ist der Weg weit, bis wirklich Roboter in einen Mondtunnel kriechen. Aber das Konzept bringt Europa in eine Vorreiterrolle. In Zeiten, in denen NASA, China und private Firmen Mondmissionen planen, sind eigene Akzente wichtig. Und die Idee, natürliche Schutzräume zu nutzen, spart Ressourcen: Statt teurer Kuppeln könnte man einfach vorhandene Strukturen ausbauen.
So schließt sich ein Kreis: Vulkanismus, der den Mond einst formte, könnte eines Tages den Menschen dort eine Heimat geben. Möglich gemacht durch Technik, die in einer kanarischen Lavahöhle getestet wurde.
Kurzinfo: Europas Mission in die Mondhöhlen
- Forschung: Europäisches Konsortium unter Leitung des DFKI, mit Uni Málaga und GMV
- Ziel: Erkundung von Lava-Höhlen auf Mond und Mars als mögliche Basiscamps
- Konzept: Drei Roboter arbeiten zusammen – Mapping, Sensorwürfel, Scout-Rover, 3D-Kartierung
- Testgelände: Lavahöhlen auf Lanzarote, Bedingungen ähnlich wie auf dem Mond
- Ergebnis: Technische Machbarkeit und Potenzial für autonome Kooperation bestätigt
- Partner: Space Robotics Laboratory (UMA), Kooperation mit ESA, Studierenden-Ausbildung
- Bedeutung: Schutz vor Strahlung und Meteoriteneinschlägen, stabile Temperaturen
- Perspektive: Autonome Robotik als Türöffner für künftige Mond- und Marsmissionen
- Status: Konzeptphase, erfolgreiche Feldtests, Ausblick auf reale Raumfahrtmissionen
Originalpublikation:
Raúl Domínguez et al., Cooperative robotic exploration of a planetary skylight surface and lava cave, in: Science Robotics 10,eadj9699(2025)
DOI: 10.1126/scirobotics.adj9699//
Über den Autor / die Autorin

- Robo-Journalistin Siri Stjärnkikare betreut das Raumfahrt- und Astronomie-Ressort von Phaenomenal.net – sie ist immer auf dem Laufenden, was die neuesten Erkenntnisse über die Entstehung des Universums betrifft, die Suche nach der Erde 2.0 oder die nächste Mond- oder Mars-Mission.
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