Nutzerdaten hier, datenhungrige AI dort. Was würde Elon tun? Die Antwort ist seit dieser Woche bekannt: Fusionieren. Tatsächlich firmieren xAI, Musks erst im vergangenen Jahr gegründeter KI-Firma, sowie der Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) jetzt unter einem Dach. Was auf den ersten Blick wie eine interne Umstrukturierung wirken könnte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als strategischer Schachzug mit weitreichenden Folgen – für Musks KI-Ambitionen, für Millionen X-Nutzer und für das Verständnis davon, wie Trainings-Daten für Chatbots in der digitalen Ökonomie zur wichtigsten Währung werden.
Monopoly-Geld im Tausch für reales Datengold
Geld ist bei dieser Fusion überhaupt nicht geflossen, stattdessen werden die bisherigen Anteilsscheine in Aktien der neuen Holding zu einem festgelegten Kurs getauscht. Dabei wurde xAI offenbar intern mit 80 Milliarden US-Dollar bewertet, X mit rund 30 Milliarden. Wie valide diese Zahlen sind, ist umstritten, denn noch vor kurzem wurde der Wert von xAI nur mit 50 Milliarden Dollar taxiert. X wiederum hatte Musk einst für 44 Milliarden Dollar erworben. Rechtsexperte Andrew Verstein von der University of California spricht deswegen gegenüber dem WSJ von „funny money“ und kommentiert trocken: „It’s like using Monopoly money to buy Pokemon cards.“
Schon vor der Fusion begann der Run auf die Daten
Was sich nach Spielgeld anhört, hat einen ernsten Kern: xAI erhält nun im Rahmen der neuen Holding direkten Zugriff auf das riesige Datenarchiv von X. Posts, Likes, Bilder, Kommentare – all das sind wertvolle Trainingsdaten für Großmodelle wie „Grok“, den Chatbot, den xAI entwickelt. Schon seit Monaten war Grok direkt in X integriert, die Geschäftsbedingungen der Plattform wurden zugunsten breiter Nutzung der Userdaten für das Training von „maschinellem Lernen“ und „Künstlicher Intelligenz“ angepasst. Durch die Fusion gibt es nun überhaupt keine Grenze mehr zwischen der Kurznachrichten-Plattform und der KI-Sparte.
Vom schwarzen X zum blauen Himmel
Allen Nutzern, die mit dieser Firmenpolitik nicht einerstanden sind, bleibt letztlich nur eins: der Wechsel zu einer anderen Plattform. Der Exodus in Richtung Bluesky, Mastodon & Co. dürfte sich nun also noch verstärken. Inzwischen verzeichnet alleine Bluesky mehr als 33 Mio. NutzerInnen, seit Anfang 2025 kamen mehr als 8 Mio. neue dazu.
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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