JUPITER startet durch – Europas neuer Supercomputer

JUPITER startet durch – Europas neuer Supercomputer

Schon von weitem erkennt man das Gebäude des Superrechners an seinen Kühleelementen auf dem Dach – und könnte es für eine normale Fabrik halten. Im Innern dagegen sieht es deutlich futuristischer aus.


Im Inneren des Forschungszentrums Jülich brummt Europas neue Rechenzentrale der Superlative. JUPITER, Europas erster Exascale-Supercomputer, ist offiziell in Betrieb – und katapultiert sich mit voller Wucht auf Platz vier der weltweit schnellsten Rechner. Ein technologischer Quantensprung, der weit über Nordrhein-Westfalen hinausstrahlt.

Ein Kraftwerk für Daten und Modelle

JUPITER – das steht für „Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research“ – ist nicht nur ein beeindruckendes Akronym, sondern Ausdruck europäischer Ambitionen. Der Rechner wurde vom Jülich Supercomputing Centre entwickelt, finanziert durch die EuroHPC-Initiative der EU sowie von Bund und Land Nordrhein-Westfalen.

Herzstück des Systems ist der sogenannte „Booster“, bestückt mit rund 24.000 Grace Hopper GH200-Superchips von NVIDIA. Diese sind optimiert für hochparallele Rechenprozesse – ideal für KI-Anwendungen und numerische Simulationen. Das Besondere: Selbst komplexeste Large Language Models lassen sich auf JUPITER in weniger als einer Woche trainieren.

JUPITER ist der Höhepunkt einer über zehn Jahre laufenden Entwicklungsarbeit des JSC mit europäischen und internationalen Partnern. JUPITER wird das weltweit modernste und vielseitigste Exascale-System für hochpräzise Simulationen und das Training größter KI-Modelle sein“, sagt Prof. Dr. Dr. Thomas Lippert, Direktor des Jülich Supercomputing Centre.

Exzellente Leistung, exzellente Effizienz

Neben der Rechenpower setzt JUPITER neue Standards bei der Energieeffizienz. Mit über 60 Milliarden Rechenoperationen pro Watt führt der Supercomputer die Top 5 der effizientesten Systeme weltweit an. Möglich macht das nicht zuletzt die durchdachte Warmwasserkühlung, die sogar zur Beheizung von Gebäuden genutzt werden soll.

Geplant ist, die derzeit verfügbare Booster-Partition mit einer Cluster-Partition zu ergänzen, die über klassische CPUs mit hoher Speicherbandbreite verfügt – speziell ausgelegt für datenintensive Anwendungen wie etwa die Auswertung riesiger wissenschaftlicher Datensätze.

Schubkraft für Wissenschaft und Gesellschaft

Mit seiner enormen Rechenleistung eröffnet JUPITER völlig neue Anwendungsfelder. Klimamodelle etwa lassen sich nicht nur schneller, sondern auch präziser berechnen. Lokale Extremwetter-Ereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen können künftig besser vorhergesagt werden. Auch die Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme profitiert von der neuen Simulationstiefe.

JUPITER ist ein historischer Meilenstein. Mit seinen Exascale-Fähigkeiten wird JUPITER zu Durchbrüchen in Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft führen und Europas technologische Souveränität und globale Wettbewerbsfähigkeit stärken“, sagt Anders Jensen, Exekutivdirektor der EuroHPC JU.

Zudem ist JUPITER als Plattform für künstliche Intelligenz gedacht. Schon jetzt können über hundert ausgewählte nationale und internationale Anwendungen auf den Rechner zugreifen – etwa im Rahmen der Gauss-AI-Compute Competition oder des Exascale Pioneer Calls. Damit wird JUPITER zur Spielwiese für KI-Projekte mit europäischem Anspruch.

Früher Zugang für Forschung und KI

Bereits heute steht der Supercomputer im Rahmen des „Research and Early Access Programs“ der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung. Die enge Einbindung der europäischen Spitzenforschung soll sicherstellen, dass das Potenzial von JUPITER in möglichst vielen Disziplinen genutzt wird.

JUPITER ist ein zentraler Baustein für Europas digitale Souveränität. Er setzt schon heute neue Maßstäbe, die sein Potenzial für Wissenschaft und Wirtschaft und Gesellschaft für Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz demonstrieren“, betont Prof. Dr. Astrid Lambrecht, Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich.

Ein Rechenriese mit politischer Dimension

JUPITER ist mehr als ein technisches Meisterwerk – er ist Symbol eines europäischen Aufbruchs. In Zeiten globaler Systemkonkurrenz markiert er einen Schritt hin zur digitalen Eigenständigkeit Europas. Zwischen KI-Wettrennen, Klimakrise und Datenflut ist dieser Supercomputer ein Werkzeug, das Forscherinnen und Forscher, Entwicklerinnen und Entwickler – und letztlich auch politische Entscheiderinnen und Entscheider – in die Lage versetzt, mit Komplexität souverän umzugehen.


Kurzinfo: Supercomputer JUPITER

  • Standort: Forschungszentrum Jülich, Nordrhein-Westfalen
  • TOP500-Rang: Platz 4 weltweit (Stand: Juni 2025)
  • Besonderheit: Schnellster und energieeffizientester europäischer Supercomputer
  • Leistung: Exascale-fähig, über 60 Milliarden Rechenoperationen pro Watt
  • Technik:
    – 24.000 NVIDIA GH200 Grace Hopper Chips
    – Cluster- und Booster-Partitionen
  • Einsatzgebiete:
    – KI-Training
    – Klimaforschung
    – Energiewende
    – Hochpräzise Simulationen
  • Förderung:
    – EuroHPC JU (EU)
    – BMFTR (Bund)
    – MKW NRW (Land NRW)
  • Zugang:
    – Über Early-Access-Programme für Forschung und KI-Projekte

Über den Autor / die Autorin

H.O. Wireless
H.O. Wireless
Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.

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