Blauer Himmel, Wolken, aber keine Kontinente: So ähnlich muss man sich wohl einen Hycean-Planeten wie K2-18b vorstellen.
(Bild: Lucianomendez/CC BY-SA 4.0)
Wenn es auf der Erde nach Meer riecht, besser gesagt nach Algen, dann ist Dimethylsulfid im Spiel – kurz DMS. Genau dieses Gas wollen Forschende nun in der Atmosphäre des rund 120 Lichtjahre entfernten Exoplaneten K2-18 b nachgewiesen haben. Oder zumindest etwas, das sich genauso zeigt. Die Daten stammen vom James-Webb-Weltraumteleskop, das erstmals ein sogenanntes Mid-Infrarot-Spektrum dieses Planeten aufgenommen hat. Und die Ergebnisse sind – vorsichtig gesagt – aufregend.
Hycean – ein neuer Planetentyp
Eins ist K2-18 b auf keinen Fall: eine zweite Erde. Der Planet ist größer, schwerer, vermutlich vollständig von einem Ozean bedeckt und von einer Wasserstoffatmosphäre umgeben. „Hycean“-Welten, ein Begriff, der „hydrogen“ und „ocean“ vereint, hielt man lange Zeit für rein spekulativ. Doch inzwischen gelten sie als neue Hoffnungsträger in der Suche nach außerirdischem Leben. Ihre ausgedehnten Atmosphären machen sie besser messbar als erdähnliche Planeten – ein Glücksfall für Teleskope wie das JWST.
Dimethylsulfid: Mehr als ein Gas
Zurück zu DMS. Auf der Erde stammt es fast ausschließlich aus biologischen Quellen, meist Meeresalgen. Und genau das macht es so spannend. Denn im neuen Spektrum von K2-18 b, aufgenommen zwischen 6 und 12 Mikrometer Wellenlänge, zeigten sich Signale, die sich nur durch DMS oder ein verwandtes Molekül – Dimethyldisulfid (DMDS) – erklären lassen. Die Signifikanz der Messung liegt bei einem Wert von 3 Sigma: für die Scientific Community ist das kein Beweis, aber ein ernstzunehmender Hinweis.
Der schmale Grat zwischen Hoffnung und Hype
Noch aber sind viele Fragen offen. So lassen sich DMS und DMDS nicht eindeutig voneinander unterscheiden – und beide könnten, theoretisch, auch ohne Leben entstehen. In irdischen Laboren ist das allerdings nur unter großem Aufwand möglich. Außerdem kann die Exo-Atmosphäre selbst chemische Reaktionen ermöglichen, die auf der Erde gar nicht vorkommen. Und dann ist da noch die bekannte Falle der Interpretation: Wer nach Leben sucht, neigt dazu, es auch dort zu sehen, wo keines ist. Selbst die Forschenden warnen deshalb vor voreiligen Schlüssen – und fordern weitere Messungen.
Wie aus einem Verdacht eine Entdeckung werden kann
Trotz aller Unsicherheiten ist klar: Der Fall K2-18 b markiert einen Meilenstein. Zum ersten Mal haben wir nicht nur Hinweise auf Wasser und geeignete Temperaturen, sondern auch auf ein mögliches Stoffwechselprodukt lebender Organismen – in der Atmosphäre eines fernen Planeten. Noch ist daraus keine Entdeckung geworden. Aber es könnte der Anfang einer Geschichte sein, die unser Verständnis von Leben im All für immer verändert.
K2-18 b auf einen Blick Typ: Hycean-Planet (hypothetisch: ozeanbedeckt mit Wasserstoffatmosphäre) Größe: 2,6 Erdradien – liegt zwischen Erde und Neptun Masse: Etwa 8,6 Erdmassen Stern: Umläuft einen Roten Zwerg (Typ M2.5V) in rund 33 Tagen Entfernung zur Erde: Ca. 120 Lichtjahre (im Sternbild Löwe) Oberflächentemperatur: Theoretisch geeignet für flüssiges Wasser – je nach Wolkendecke und Albedo Nachgewiesene Moleküle: Methan (CH₄), Kohlendioxid (CO₂), Hinweise auf Dimethylsulfid (DMS) und Dimethyldisulfid (DMDS) 🔭 Instrument: James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), Mid-Infrared Instrument (MIRI) 🧬 Mögliche Biosignatur: DMS – auf der Erde fast ausschließlich biologischen Ursprungs |
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.
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