Doppelte Ernte dank Agrovoltaik: Wie Solarpanels und Weizenfelder künftig gemeinsam gedeihen könnten

Doppelte Ernte dank Agrovoltaik: Wie Solarpanels und Weizenfelder künftig gemeinsam gedeihen könnten

Die Konkurrenz zwischen Solarkraftwerken und Kornfeldern muss nicht sein – die teilweise Beschattung bietet nämlich auch Vorteile für die Pflanzen.

(Bild: Redaktion/GPT4o)


Land ist knapp – nicht nur in Europa. Weltweit konkurrieren Solarparks und landwirtschaftliche Flächen um denselben Raum. Doch müssen Photovoltaik und Pflanzen wirklich Rivalen sein? Eine neue Studie des Politecnico di Milano zeigt: Es geht auch gemeinsam. In sogenannten Agrivoltaik-Systemen wachsen unter den Solarmodulen Getreide, Gemüse oder Futtergräser – und das oft effizienter als gedacht.

„Agrivoltaik kann nicht überall eingesetzt werden“, sagt Nikolas Galli vom Glob3Science Lab, „aber laut unseren Ergebnissen ist eine Kombination aus Anbau und Energieproduktion in vielen Regionen der Welt möglich – ohne nennenswerte Ertragseinbußen.“ Die Forscherinnen und Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal Earth’s Future.

Schatten, der das Wachstum fördert

Im Zentrum der Untersuchung stand ein globales Modell: Es simulierte, wie 22 verschiedene Pflanzenarten auf die teilweise Beschattung durch Solarpanels reagieren – je nach Klima, Boden und Wasserverfügbarkeit. Die Ergebnisse überraschten. Besonders auf nicht bewässerten Flächen könnten laut Modell 22 bis 35 Prozent der globalen Anbaugebiete in Agrivoltaik umgewandelt werden – ohne dass die Erträge drastisch zurückgehen. Im Gegenteil: In manchen Fällen kann die Beschattung durch die Panels sogar vor Hitzestress schützen und Wasser sparen.

„Durch die Kombination von Landwirtschaft und Solarmodulen steigt der Gesamtertrag pro Fläche, während gleichzeitig die Produktionskosten sinken“, erklärt Giampaolo Manzolini, Professor am Department of Energy in Mailand. Zudem würden die Pflanzen unter den Panels die Temperatur der Solarmodule senken – was deren Energieeffizienz steigert.

Vom Zielkonflikt zur Synergie

Bisher ist die Realität oft eine andere: Zwischen 13 und 16 Prozent der weltweit installierten, bodenmontierten Solaranlagen stehen auf ehemaligen Agrarflächen. Der Strom verdrängt die Nahrung – ein Zielkonflikt, der sich durch Agrivoltaik entschärfen ließe.

Maria Cristina Rulli, Koordinatorin der Studie, sieht darin ein großes Potenzial: „Diese Technologie kann helfen, den Wettbewerb um Land zu verringern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit von Landwirtschaft und Energieversorgung zu verbessern.“ Die Studie liefert nicht nur Karten möglicher Einsatzgebiete, sondern auch eine wissenschaftliche Basis für politische Entscheidungen und Investitionen.

Säen, ernten, laden

Natürlich gibt es Einschränkungen: Nicht jede Kulturpflanze gedeiht unter Panels, nicht jede Region ist geeignet. Auch wirtschaftliche und soziale Aspekte bleiben zu bedenken – von den Kosten über Netzanschlüsse bis zur Akzeptanz durch die Bevölkerung. Doch das große Bild ist vielversprechend: Die Kombination von Nahrung und Energie auf einem Acker könnte sich zur tragenden Säule der Doppelnutzung entwickeln.

Eine Frage des Winkels

Wo früher Weizen wuchs, könnten also bald Solarpanels in optimalem Neigungswinkel stehen – darunter gedeihen Salate, Gräser oder Beerensträucher. Die Landfrage der Zukunft muss nicht lauten: Entweder oder. Sondern: Warum nicht beides?

Agrovoltaik auf einen Blick

Was ist das?
Agrovoltaik (auch „Agrivoltaik“) bezeichnet die gleichzeitige Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Nahrungsmittelproduktion und zur Stromerzeugung durch Solarpanels.

Wie funktioniert das?
Photovoltaikmodule werden in einer bestimmten Höhe oder mit durchlässigem Design über Feldern installiert. So bleibt darunter Raum für Pflanzenanbau.

Vorteile:
Doppelte Nutzung: Ertrag an Nahrung und Energie auf derselben Fläche
Wasserersparnis: Schatten reduziert Verdunstung und schützt vor Hitzestress
Höhere PV-Effizienz: Pflanzen kühlen die Module – das steigert die Stromausbeute
Beitrag zum Klimaschutz: Reduziert Landnutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Energiewende
Herausforderungen:
Hohe Anfangsinvestitionen
Nicht alle Pflanzen und Regionen geeignet
Technische und regulatorische Hürden
Potenzial laut Studie:
22 bis 35 Prozent der nicht bewässerten Ackerflächen weltweit könnten für Agrovoltaik geeignet sein – ohne nennenswerte Einbußen beim Ertrag.

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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