Je größer die Monopolisierung des öffentlichen Raums durch Digital-Konzerne, desto größer auch die Macht der dahinterstehenden Oligarchen – Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
(Bild: Kampagne SaveSocialDay)
Am 3. Mai soll es still werden – dort, wo sonst das digitale Leben pulsiert. Keine Reels, keine DMs, keine neuen Storys. Stattdessen: ein kollektives Innehalten. Unter dem Hashtag #SaveSocialDay ruft die Kampagne SaveSocial zum 24-stündigen Boykott großer Social-Media-Plattformen auf. Der symbolträchtige Termin: der Internationale Tag der Pressefreiheit.
Zeichen gegen die Plattformmacht
„Unsere Stille muss laut werden“, heißt es von seiten der Kampagne, hinter der ein breites Bündnis aus Künstlerinnen, Journalisten, Autorinnen, NGOs und Gewerkschaften steht. Der Boykott-Samstag richtet sich gegen die wachsende Dominanz von Konzernen wie Meta, ByteDance oder X. Diese lenkten, so die Kritik, nicht nur Aufmerksamkeit, sondern zunehmend auch demokratische Diskurse.
Die Organisator*innen sprechen von einer „Monopolisierung des öffentlichen Raums im Netz“. Was sichtbar wird, entscheiden Algorithmen – nach Logik der Aufmerksamkeitsökonomie, nicht nach journalistischem oder demokratischem Anspruch. „Ohne funktionierende Medien und Öffentlichkeit werden wir unsere Demokratie nicht schützen können“, warnt Wissenschaftsjournalist Dr. Eckart von Hirschhausen, einer der Unterstützer.
Kritik an Datenhunger und Desinformation
Kern der Kampagne ist nicht nur der Datenhunger der Plattformen, sondern auch ihre strukturelle Verantwortungslosigkeit: Filterblasen, Desinformation, Hetze – all das werde algorithmisch verstärkt, nicht eingedämmt. Die Nutzerinnen und Nutzer zahlten mit ihren Daten, während unabhängiger Journalismus verdrängt werde, weil Werbeeinnahmen bei den Tech-Giganten landeten.
„Big-Tech-Oligarchen greifen unsere Demokratien an“, sagt Schriftstellerin Nina George. „Wir sind viele. Und wir sind nicht einverstanden damit, dass andere die Regeln für unsere Demokratie bestimmen wollen.“
Zehn Forderungen für ein freies Netz
Um die Ziele der Kampagne voranzubringen, läuft derzeit auch eine Unterschriften-Aktion auf der Plattform Campact, die bereits mehr als 250.000 UnterzeichnerInnen unterstützt haben, womit das Ziel von 300.000 Unterschriften nahe rückt. Dabei geht es um mehr als nur Symbolpolitik: In einem Zehn-Punkte-Plan fordern die Initiator*innen unter anderem, dass öffentlich finanzierte Inhalte auch auf offenen Plattformen zugänglich gemacht werden müssen – also jenseits von TikTok, Instagram & Co. Sie verlangen Marktanteilsobergrenzen, mehr Förderung alternativer Netzwerke und eine Neuverteilung der Verantwortung: Wer Inhalte verbreitet, soll auch haften.
Auch Bildungsinstitutionen sollen künftig gezielt offene Plattformen vermitteln, anstatt unkritisch Big-Tech-Angebote einzubinden. Besonders brisant: Das Haftungsprivileg großer Plattformen steht zur Debatte – etwa wenn sie mit Desinformation oder Hassrede Geld verdienen.
Politischer Protest mit Pause-Taste
Der #SaveSocialDay soll der Petition auf Campact mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Das Datum passt dafür perfekt: Der internationale Tag der Pressefreiheit erinnert uns schließlich daran, dass Information ein öffentliches Gut ist – kein Spielball privater Konzerne. Der #SaveSocialDay ruft nicht zum endgültigen Verzicht auf, sondern zu einem Moment der Reflexion: Wem gehören unsere Daten? Und wer bestimmt, was wir sehen? Vielleicht beginnt echte digitale Selbstbestimmung mit einem einfachen Schritt: dem Logout – und danach hoffentlich mit dem Wechsel zu dezentralen Fediverse-Plattformen wie Mastodon oder Pixelfed.
Kurzinfo: #SaveSocialDay
Anlass:
Internationaler Tag der Pressefreiheit, 3. Mai 2025
Aktion:
24 Stunden keine Nutzung von Instagram, Facebook, TikTok, X, LinkedIn, WhatsApp, YouTube und Twitch
Initiator*innen:
Kampagne SaveSocial, ein Bündnis aus über 100 Kulturschaffenden, Journalist*innen, NGOs, Gewerkschaften und Tech-Experten
Zentrale Kritik:
- Meinungsmonopole durch US- und China-Konzerne
- Intransparente Algorithmen ohne Gemeinwohlorientierung
- Verdrängung unabhängiger Medien und Inhalte
- Gefährdung demokratischer Diskurse
Kernforderungen:
- Öffentliche Inhalte auch auf offenen Plattformen
- Förderung alternativer Netzwerke
- Marktanteilsbegrenzung für Plattformkonzerne
- Aufhebung des pauschalen Haftungsprivilegs
- Medienbildung abseits von Big-Tech-Angeboten
Prominente Stimmen:
– Dr. Eckart von Hirschhausen
– Nina George
– Marc-Uwe Kling
– Saša Stanišić
– DJV, ver.di, Campact u. v. a.
Weitere Infos & Petition:
SaveSocial-Unterschriftensammlung auf Campct.de
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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