China setzt konsequent auf erneuerbare Energien – dieser Kurs scheint sich jetzt auch in punkto Klimaschutz auszuzahlen: die CO2-Emissionen beginnen sich vom Verbrauch zu entkoppeln.
(Bild: Redaktion/PiPaPu)
Zum ersten Mal in der Geschichte hat Chinas wachsender Einsatz erneuerbarer Energien dazu geführt, dass die CO2-Emissionen des Landes trotz steigender Stromnachfrage sinken. Das berichtet Carbon Brief, ein britisches Online-Medium, das sich auf fundierte Analysen zu Klimawandel, Energiepolitik und Emissionen spezialisiert hat. Die neu veröffentlichte Analyse zeigt, dass Chinas CO2-Emissionen im ersten Quartal 2025 um 1,6 Prozent gesunken sind.
Ein historischer Wendepunkt
Die Analyse von Carbon Brief beschreibt ein historisches Szenario: Während die Stromnachfrage in China um 2,5 Prozent anstieg, fiel die fossile Stromerzeugung um 4,7 Prozent. Der Grund: Erneuerbare Energien wie Wind und Solar sowie emissionsarme Kernkraft deckten den Bedarf und drängten Kohle- und Gaskraftwerke zurück. Auch die Effizienz der bestehenden Kohlekraftwerke wurde verbessert, sodass weniger Kohle für die gleiche Menge Strom benötigt wurde.
Strukturwandel in der Energieversorgung
Die Zahlen belegen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur eine temporäre Momentaufnahme ist. Bereits seit März 2024 stagnierten Chinas CO2-Emissionen oder gingen leicht zurück. Der Rückgang der Kohleverstromung ist dabei nicht nur ein Ergebnis wirtschaftlicher Abschwünge, sondern das Resultat strategischer Investitionen in grüne Energie. Ein Beispiel ist die Einführung neuer Preismodelle für Wind- und Solaranlagen, die im Juni 2025 in Kraft treten und die Betreiber zu günstigeren Stromtarifen zwingen.
Neue Hoffnung für das Pariser Abkommen?
China hat sich im Rahmen des Pariser Abkommens verpflichtet, seine Emissionen bis 2030 zu senken. Der aktuelle Rückgang in der Stromerzeugung könnte ein erster Schritt in Richtung der ambitionierten Klimaziele sein. Doch Analysten warnen: Ein Anstieg der Emissionen könnte jederzeit wieder einsetzen, sollten die Ausbauraten erneuerbarer Energien nicht weiter steigen. Die Schere zwischen wachsender Nachfrage und der Ausweitung der Kapazitäten könnte zu einem erneuten Anstieg der Kohleverstromung führen.
Der Einfluss des Handelskriegs
Die Handelskonflikte mit den USA haben Chinas Energiepolitik maßgeblich beeinflusst. Präsident Trumps Zölle zwangen China, den Fokus stärker auf den Binnenmarkt zu legen. Ein Nebeneffekt: Der Ausbau der Erneuerbaren wurde forciert, um sich von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen. So stieg der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtstromproduktion auf 23 Prozent – ein Rekordwert. Doch der Kurswechsel birgt auch Risiken: Sollte der Handel mit den USA weiter einbrechen, könnten Unternehmen verstärkt auf kostengünstigere fossile Brennstoffe zurückgreifen.
Blick in die Zukunft
Ob der CO2-Rückgang langfristig Bestand hat, hängt stark von den Plänen der chinesischen Regierung ab. Die kommende Fünfjahresplanung 2026-2030 wird entscheidend dafür sein, ob China den Ausbau erneuerbarer Energien konsequent weiterführt. Carbon Brief betont, dass nur ein struktureller Wandel – also die komplette Umstellung von Kohle auf saubere Energiequellen – einen nachhaltigen Emissionsrückgang garantieren kann.
Kurzinfo: CO2-Rückgang in China
- CO2-Rückgang Q1 2025: -1,6 Prozent
- Erneuerbare Energien: Decken 23 Prozent der Stromnachfrage
- Kohleproduktion: -4,7 Prozent
- Größter Sektor: Stromerzeugung mit 2 Prozent Rückgang der Emissionen
- Prognose: Emissionsanstieg möglich, falls Ausbau erneuerbarer Energien stagniert
- Wirtschaftliche Risiken: Handelskrieg mit den USA könnte CO2-Bilanz negativ beeinflussen
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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