Pflanzenkost für Mensch und Erde – wie eine nachhaltige Ernährung Gesundheit und Klima schützt

Pflanzenkost für Mensch und Erde – wie eine nachhaltige Ernährung Gesundheit und Klima schützt

Schon morgens global denken: ein veganes Frühstück à la Planetary Health Diet kombiniert Erkenntnisse aus Ernährungsmedizin und Klimaforschung.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


Ein Frühstück mit Haferflocken, Obst und Nüssen mag unscheinbar aussehen – doch es trägt möglicherweise mehr zur Zukunft des Planeten bei, als man denkt. Eine neue Studie der Universität Cambridge zeigt: Wer sich stärker an der sogenannten Planetary Health Diet orientiert, senkt nicht nur sein persönliches Diabetes-Risiko, sondern auch den ökologischen Fußabdruck.

Was hinter der Planetary Health Diet steckt

Die Planetary Health Diet (PHD) ist ein Ernährungsmodell, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2019 vorgestellt haben. Es kombiniert Erkenntnisse aus Ernährungsmedizin und Klimaforschung. Die Idee: viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Nüsse – dafür weniger Fleisch, weniger Milchprodukte und kaum Zuckergetränke. Ziel ist eine Balance, die sowohl den Körper als auch die Erde gesünder macht.

Genau das überprüfte das Forschungsteam um Dr. Solomon Sowah und Prof. Nita Forouhi nun anhand einer großen Datensammlung aus Großbritannien. Mehr als 23.000 Menschen nahmen teil, deren Ernährung über 20 Jahre hinweg dreimal dokumentiert wurde.

Ein Drittel weniger Diabetesfälle

Die Ergebnisse sind deutlich: Wer im obersten Fünftel der PHD-Treue lag, hatte ein 32 Prozent niedrigeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als die Vergleichsgruppe am unteren Ende. Auch der Klimaeffekt war spürbar. Bei denjenigen mit hohem PHD-Wert lagen die ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen um 18 Prozent niedriger.

Dr. Sowah fasst die Motivation des Teams so zusammen: „Unsere Motivation für diese Studie war es, die begrenzte Evidenz zu den Zusammenhängen zwischen Planetary Health Diet und sowohl Diabetesinzidenz als auch Treibhausgasemissionen in einer europäischen Bevölkerung zu erweitern. Wir fanden heraus, dass eine Ernährung mit mehr Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sowie weniger rotem und verarbeitetem Fleisch und Zuckergetränken mit einer geringeren Diabetesinzidenz und niedrigeren Emissionen verbunden war.“

Ein Gewinn für alle – aber nicht von selbst

Auch die Mitautorin Prof. Forouhi betont die gesellschaftliche Dimension: „Diese Ergebnisse stützen das Potenzial der Planetary Health Diet, einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes zu leisten. Hinzu kommt, dass eine solche Ernährung auch mit geringeren Umweltauswirkungen verbunden ist. Es ist also ein Win-Win für Mensch und Erde. Aber: Damit das Wirklichkeit wird, braucht es die Unterstützung aller, von Einzelpersonen bis zu politischen Entscheidungsträgern.“

Damit rückt die Ernährungspolitik ins Zentrum. Subventionen für gesunde Lebensmittel, strengere Regeln für Zuckergetränke oder klare Kennzeichnungen könnten helfen, Konsumgewohnheiten zu verändern. Gleichzeitig braucht es Aufklärung, um das Bild vom „Verzicht“ zu überwinden.

Der Weg aus der Komfortzone

Für viele Menschen ist die Umstellung kein einfacher Schritt. Fleisch gilt noch immer als Symbol für Wohlstand, Zucker als schnelle Belohnung. Doch Studien wie diese machen deutlich: Gesundheit und Klima sind eng verwoben. Wer den Speiseplan überdenkt, bewegt sich nicht nur selbst in Richtung Prävention, sondern trägt auch zu einem größeren Wandel bei.

Der Preis fürs Nichtstun könnte hoch sein. Diabetes ist längst eine Volkskrankheit, die Gesundheitssysteme belastet. Und die Lebensmittelproduktion ist für rund ein Drittel aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Teller voller Gemüse plötzlich politisch.

Kleine Schritte, große Wirkung

Die Botschaft der Forschenden ist klar: Es geht nicht darum, alle Menschen über Nacht zu Veganerinnen und Veganer zu machen. Schon kleine Verschiebungen können viel bewirken. Ein vegetarischer Tag pro Woche, weniger Softdrinks oder die Wahl von Vollkornprodukten sind Bausteine für eine größere Transformation.

Die Studie beweist zwar keine direkte Kausalität, zeigt aber überzeugende Zusammenhänge. Und sie liefert Argumente für jene, die Ernährung als Schlüsselfaktor für eine gesündere Zukunft begreifen.

Am Ende steht eine einfache Rechnung: Was dem Körper guttut, nützt auch dem Planeten. Das macht aus der alltäglichen Mahlzeit mehr als nur Nahrungsaufnahme – es ist ein Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft.


Kurzinfo: Planetary Health Diet und die Cambridge-Studie

  • Entwickelt 2019 als globales Ernährungsmodell
  • Fokus: viel pflanzliche Lebensmittel, weniger tierische Produkte, kaum Zuckergetränke
  • Neue Studie: Daten von 23.000 Britinnen und Briten über 20 Jahre
  • Höchste PHD-Treue: 32 Prozent weniger Typ-2-Diabetesfälle
  • Ebenfalls 18 Prozent niedrigere ernährungsbedingte Treibhausgasemissionen
  • Ziel: Prävention und Klimaschutz in einem
  • Forscherteam: Solomon Sowah & Nita Forouhi, University of Cambridge
  • Politik und Individuen gleichermaßen gefordert
  • Studie frei verfügbar: PLOS Medicine Paper


Originalpublikation:
Sowah SA et al.,

The association of the planetary health diet with type 2 diabetes incidence and greenhouse gas emissions: Findings from the EPIC-Norfolk prospective cohort study.

in: PLoS Med 22(9): e1004633.

DOI: 10.1371/journal.pmed.1004633

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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