China bricht weltweiten Robotik-Rekord – zwei Millionen Maschinen arbeiten in den Fabriken

China bricht weltweiten Robotik-Rekord – zwei Millionen Maschinen arbeiten in den Fabriken

Roboter produzieren Roboter: Blick in eine vollautomatisierte Fertigungsstraße des japanischen Unternehmens Yaskawa.

(Bild: © YASKAWA)


China erreichte im letzten Jahr erstmals einen Bestand von über zwei Millionen Fabrikrobotern – weit mehr als in jedem anderen Land der Welt. Das zeigen aktuelle Zahlen im „World 2025 Robotics Report“ des Branchenverbandes IFR. Auch das jährliche Wachstum in China ist unerreicht: Mit 295.000 neu installierten Einheiten im Jahr 2024 entfielen 54 Prozent der globalen Nachfrage auf das Reich der Mitte. Damit baut das Land seine Rolle als Werkbank der Welt auch im digitalen Zeitalter weiter aus – während die Japan und USA, die zweit- und drittplatzierten im globalen Robotics-Ranking, in absoluten Zahlen weit abgeschlagen wirken. Deutschland erreichte weltweit Platz fünf.

China setzt auf Eigenproduktion

Besonders bemerkenswert: Zum ersten Mal verkauften heimische Hersteller in China mehr Roboter als ausländische. Ihr Marktanteil stieg auf 57 Prozent. Ob Textilindustrie, Lebensmittelverarbeitung oder Holzprodukte – in vielen Branchen dominierten diese Anbieter den Markt fast vollständig. Allein im Textilsektor gingen 2024 knapp 5.700 Einheiten in Betrieb, sämtlich aus lokaler Produktion.

Takayuki Ito, Präsident der IFR, betonte: „Chinas Strategie zur Modernisierung seiner Industrie hat einen neuen Meilenstein erreicht. Der Roboterbestand hat sich in nur drei Jahren verdoppelt.“

Vergleich mit Deutschland, Japan und USA

Während China Rekord um Rekord bricht, wirkt der Blick nach Europa fast bescheiden. Deutschland ist zwar Spitzenreiter innerhalb der EU, kommt aber „nur“ auf 278.900 operative Einheiten. Das entspricht knapp 40 Prozent des europäischen Bestands. Die Zahl der Neuinstallationen sank 2024 leicht auf 27.000. Vor allem die Automobilindustrie hielt sich zurück: Mit minus 25 Prozent bei neuen Robotern verzeichnete sie das schwächste Ergebnis seit 15 Jahren.

Japan, lange Zeit weltweiter Vorreiter, installierte 44.500 Einheiten – ein leichter Rückgang. Der operative Bestand liegt bei rund 450.500 Robotern. Die USA kamen 2024 auf 34.200 neue Einheiten, ein Minus von neun Prozent. Da es dort nur wenige Hersteller gibt, stammen die meisten Maschinen aus Japan und Europa.

Im globalen Ranking führt also unangefochten China, während Deutschland und die USA um Platz fünf ringen und Japan seine Position als zweitgrößter Markt verteidigt.

Die Branchen im Wandel

In China ist die Elektronikindustrie mit 83.000 Installationen weiterhin der größte Abnehmer. 64 Prozent aller weltweit in dieser Branche eingesetzten Roboter arbeiten inzwischen in chinesischen Fabriken. Auf Platz zwei liegt die Automobilindustrie, die allerdings 2024 einen Dämpfer hinnehmen musste. Dafür boomte die Metall- und Maschinenindustrie: Mit 54.600 neuen Robotern verzeichnete sie ein Plus von 31 Prozent – und davon stammten 90 Prozent von chinesischen Herstellern.

Auch in Deutschland zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Automobilbranche schwächelte, verzeichnete die Metallindustrie ein kräftiges Plus von 23 Prozent. Die Chemie- und Kunststoffindustrie überraschte mit einem Wachstum von 71 Prozent.

Weltweite Verdopplung in zehn Jahren

Global betrachtet wurden 2024 insgesamt 542.000 neue Industrieroboter installiert – mehr als doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Asien hält mit 74 Prozent den Löwenanteil, Europa kommt auf 16 Prozent, Amerika auf 9 Prozent.

„Die neue Statistik zeigt das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten, nur zwei Prozent unter dem Rekord von 2022“, erklärte IFR-Präsident Ito. „Der Übergang vieler Branchen ins digitale Zeitalter sorgt für eine enorme Nachfrage.“ Weltweit arbeiten inzwischen 4,66 Millionen Roboter in Fabriken.

Der Ausblick: Wachstum mit Unsicherheiten

Die IFR rechnet damit, dass China bis 2028 ein jährliches Wachstum von rund zehn Prozent erzielen kann. Doch auch dort sind die Vorzeichen nicht frei von Risiken: geopolitische Spannungen, schwankende Nachfrage nach Elektroautos und Handelskonflikte könnten die Dynamik bremsen.

In Deutschland wiederum ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Handels- und Zollabkommen mit den USA. Die Branche erhofft sich zusätzliche Investitionen und eine politische Wende, die die industrielle Basis stärkt.

Der globale Trend aber bleibt eindeutig: Robotik ist nicht mehr nur eine Technologie, sondern ein Standortfaktor. China hat vorgemacht, wie entschlossenes Handeln eine Branche dominieren kann – und zwingt andere Industrienationen, eigene Antworten zu finden.


Kurzinfo: Weltweite Robotik 2025

  • China mit 2,027,000 Robotern größter Markt weltweit
  • 295,000 Neuinstallationen 2024, 54 Prozent der globalen Nachfrage
  • Marktanteil chinesischer Hersteller im Inland erstmals höher als der ausländischer Anbieter
  • Deutschland europäischer Spitzenreiter mit 278,900 Robotern
  • Japan bleibt zweitgrößter Markt mit 450,500 Einheiten
  • USA installierten 34,200 neue Roboter, Importabhängigkeit bleibt hoch
  • Weltweit 542,000 Neuinstallationen im Jahr 2024
  • Asien mit 74 Prozent Anteil dominierende Region
  • Globaler Roboterbestand bei 4,66 Millionen Einheiten
  • Prognose: Plus zehn Prozent jährlich bis 2028, Unsicherheiten durch geopolitische Lage

Originalpublikation:

IFR-Pressemitteilung zum World Robotics 2025, 25. September 2025

Über den Autor / die Autorin

H.O. Wireless
H.O. Wireless
Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.

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