Deutschland zögert beim Zweithandykauf – Refurbished-Smartphones bleiben Nischenmarkt

Deutschland zögert beim Zweithandykauf – Refurbished-Smartphones bleiben Nischenmarkt

40 Prozent der Befragten in Europa planen, beim nächsten Kauf auf refurbished zu setzen – in Deutschland allerdings mit der größten Zurückhaltung.

(Bild: Redaktion/Vodafone)


Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte der Nachhaltigkeit: Millionen von Smartphones, die nach einer gründlichen Überholung ein zweites Leben bekommen. Weniger Elektroschrott, mehr Ressourcenschonung, niedrigere Preise – eigentlich eine klassische Win-win-Situation. Doch ausgerechnet Deutschland zeigt sich zurückhaltend. Eine aktuelle Studie, durchgeführt von Kantar im Auftrag des Vodafone Instituts und wissenschaftlich begleitet vom Wuppertal Institut, belegt: Während in anderen europäischen Ländern der Markt für „refurbished“ Geräte Fahrt aufnimmt, bildet Deutschland das Schlusslicht.

Bekannt – aber kaum genutzt

Zwei Drittel der internationalen Nutzerinnen und Nutzer wissen, dass es generalüberholte Smartphones gibt. Doch bei der tatsächlichen Nutzung bleibt viel Luft nach oben. Gerade einmal ein Viertel der Deutschen hat bisher ein refurbished Gerät gekauft – weniger als in Frankreich, Spanien, Schweden oder dem Vereinigten Königreich. „Die Ergebnisse der Studie sind zugleich Weckruf, wie Hoffnungsschimmer“, sagt Michael Jungwirth, Director Public Policy & External Affairs bei Vodafone Deutschland. „Umdenken reicht nicht aus. Wir müssen jetzt umsetzen“.

Vorteile liegen auf der Hand

Die Argumente für Refurbished-Geräte sind vielfältig: Sie sind günstiger, technisch geprüft und verlängern den Lebenszyklus wertvoller Ressourcen. Professor Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut bringt es auf den Punkt: „Die Verwendung von refurbished Smartphones ist wirklich einfach umzusetzen – mit Vorteilen für den Geldbeutel und die Umwelt“. Dennoch bleibt die Skepsis groß. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher fürchten Leistungseinbußen oder vermissen eine Herstellergarantie.

Einmal Refurbished, immer Refurbished

Bemerkenswert ist ein anderes Ergebnis der Befragung: Wer einmal ein refurbished Smartphone kauft, bleibt meist dabei. Rund 81 Prozent der bisherigen Käuferinnen und Käufer wollen erneut auf ein überholtes Gerät setzen. Das deutet darauf hin, dass Vorbehalte sich in der Praxis oft zerstreuen. Auch die Zukunftsbereitschaft wächst: 40 Prozent der Befragten in Europa planen, beim nächsten Kauf auf refurbished zu setzen – in Deutschland allerdings mit der größten Zurückhaltung.

Schublade statt Kreislauf

Ein weiteres Hindernis für die Kreislaufwirtschaft: Viele alte Geräte landen nicht auf dem Recyclingmarkt, sondern in der Schublade. Mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer behält ihr Altgerät nach dem Neukauf. Nur 8 Prozent geben es zurück oder recyceln es. Dabei enthalten Smartphones wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber oder Kupfer, deren Wiederverwertung dringend nötig wäre. Jeder ungenutzte Apparat ist so nicht nur vergeudete Ressource, sondern auch ein Stück verpasste Nachhaltigkeit.

Generationsfrage

Die Studie zeigt zudem eine deutliche Spaltung zwischen den Generationen. Während die Gen Z mit 37 Prozent refurbished Geräte nutzt, liegt die Quote bei den Baby Boomern nur bei 18 Prozent. Junge Menschen treiben den Trend, ältere halten sich zurück. Dabei zeigt sich ein klarer Unterschied im Nutzungsverhalten: Ältere Konsumentinnen und Konsumenten behalten ihre Handys länger, nutzen sie oft, bis sie defekt sind. Jüngere dagegen wechseln häufiger – und sind daher offener für gebrauchte Alternativen.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Der Markt für Refurbished-Smartphones steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Doch das Potenzial ist da – und wer sich einmal auf das „zweite Leben“ der Geräte einlässt, wird meist Wiederholungstäter. Ob aus der Nische ein Massenmarkt wird, entscheidet das Zusammenspiel von Politik, Industrie und Verbrauchern.


Kurzinfo: Deutschland und der Refurbished-Markt

  • Studie von Vodafone Institut & Wuppertal Institut, durchgeführt von Kantar
  • Befragung in fünf Ländern: Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden, Vereinigtes Königreich
  • Bekanntheit: 67 Prozent wissen von refurbished Angeboten
  • Nutzung: Nur 25 Prozent der Deutschen haben schon einmal gekauft
  • Gründe gegen Kauf: Zweifel an Leistung, fehlende Herstellergarantie
  • Potenzial: 40 Prozent planen künftig refurbished Käufe
  • Nachhaltigkeit: Smartphones enthalten wertvolle Rohstoffe wie Gold und Kupfer
  • Problem: Über 50 Prozent der Altgeräte bleiben ungenutzt in Schubladen
  • Generationen: Jüngere doppelt so kaufbereit wie Ältere
  • Fazit: Refurbished könnte zur Alltagspraxis werden – wenn Vertrauen wächst

Originalpublikation:

Studie: Refurbished statt neu – die zweite Chance fürs Smartphone

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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