Klimakosten per Mausklick

Klimakosten per Mausklick

Wie hoch steigen die Kosten, und wie wirken sich Verhaltensänderungen und Einsparmaßnahmen darauf aus? Der neue CO2-Rechner von RWI und PIK zeigt es.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


Es beginnt mit ein paar Klicks. Wie groß ist die Wohnung, wie alt die Heizung? Wieviel Kilometer pro Woche im Auto? Der neue CO₂-Preis-Rechner fragt keine komplizierten Dinge, aber er liefert eine aufschlussreiche Antwort: Wie teuer wird mein Alltag, wenn der CO₂-Preis weiter steigt?

Entwickelt wurde das Tool vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Es ist ein Versuch, das Abstrakte konkret zu machen – und die große klimapolitische Debatte ins Wohnzimmer zu holen.

Was kostet der eigene CO₂-Fußabdruck?

Seit 2021 gilt in Deutschland eine CO₂-Bepreisung für Verkehr und Gebäudewärme. Der Preis stieg von 25 auf derzeit 55 Euro pro Tonne CO₂ – und ab 2026 soll er sich im Rahmen eines Emissionshandels zwischen 55 und 65 Euro einpendeln. Was das für das eigene Portemonnaie bedeutet, bleibt vielen unklar. Genau da setzt der Rechner an.

Er kalkuliert auf Basis einfacher Angaben zum Heizen und Autofahren, wie hoch die persönliche Belastung ausfällt – und was sich mit technischen oder verhaltensbezogenen Veränderungen verbessern lässt. Der Clou: Auch staatliche Rückverteilungsoptionen lassen sich simulieren. So zeigt das Tool, wie eine Pro-Kopf-Prämie oder eine Strompreis-Senkung die Belastung mildern könnte.

Klimakosten sichtbar machen – Rückhalt stärken

Mit dem CO₂-Preis-Rechner machen wir die abstrakten Auswirkungen der CO₂-Bepreisung für jeden Haushalt transparent und konkret“, sagt Dr. Kathrin Kaestner vom RWI. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des PIK und weiteren Forschungseinrichtungen hat sie das Projekt maßgeblich gestaltet.

„Unsere Forschung zeigt, dass die Akzeptanz für klimapolitische Maßnahmen steigt, wenn Menschen ihre persönliche Belastung besser einschätzen können. Mit diesem Tool wollen wir einen Beitrag zu einer effizienten und sozial gerechten Klimapolitik leisten“, ergänzt Dr. Antonia Schwarz vom Potsdam-Institut.

Der Rechner dient damit nicht nur der individuellen Aufklärung, sondern auch der politischen Diskussion – etwa zur Frage, wie Einnahmen aus dem CO₂-Preis gerecht verteilt werden können.

Modell mit Grenzen – aber mit Wirkung

Die Berechnungen basieren auf einem sogenannten Mikrosimulationsmodell, das Daten aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe mit der Umweltökonomischen Gesamtrechnung kombiniert. Die Ergebnisse liefern Näherungswerte – mit der Einschränkung, dass individuelle Umstände nicht vollständig abgebildet werden können. Auch gehen die Berechnungen davon aus, dass Unternehmen die CO₂-Kosten vollständig an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben.

Trotzdem können die Ergebnisse einen wichtigen Eindruck vermitteln: Wer etwa den hydraulischen Abgleich seiner Heizungsanlage vornimmt oder von Diesel auf Strom umsteigt, sieht auf einen Blick, wie viel eingespart werden könnte – sowohl bei CO₂ als auch beim Geld.

Transparenz statt Schätzwerte

Der Rechner funktioniert anonym und speichert nur aggregierte Daten zu Forschungszwecken. Nutzerinnen und Nutzer helfen damit der Wissenschaft, ohne persönliche Informationen preiszugeben. Die Berechnungen sind bewusst einfach gehalten – und sollen dennoch Denkanstöße geben.

Ab 2027 wird die nationale CO₂-Bepreisung in den europäischen Emissionshandel überführt. Die Preisentwicklung dürfte damit volatiler, aber auch marktnäher werden. Für Verbraucherinnen und Verbraucher wird es umso wichtiger, eine Vorstellung davon zu haben, wie klimapolitische Instrumente sie betreffen – im Guten wie im Schlechten.

Fazit: Ein kleiner Rechner mit großer Wirkung

Der CO₂-Preis-Rechner macht Klimapolitik greifbar. Er zeigt nicht nur, wie viel CO₂ der Alltag kostet – sondern auch, wo Spielräume bestehen. Damit wird aus einer abstrakten Debatte eine konkrete Frage: Was bin ich bereit zu ändern – und was darf es kosten?


Der CO₂-Preis-Rechner auf einen Blick

  • Was ist das? Interaktives Tool zur Ermittlung individueller CO₂-Kosten und möglicher Einsparpotenziale
  • Wer steckt dahinter? Entwickelt vom RWI und PIK, unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  • Wie funktioniert es? Nutzer geben Daten zu Wohnen und Mobilität ein, Ergebnisse zeigen CO₂-Kosten und Kompensationswirkungen
  • Was ist das Ziel? Mehr Transparenz und Akzeptanz für CO₂-Bepreisung, Diskussion über sozial gerechte Rückverteilung
  • Wo liegt die Besonderheit? Vergleich mit anderen Haushalten, Simulation von Rückverteilungsmaßnahmen wie Strompreissenkung
  • Wie kommen die Ergebnisse zustande? Mikrosimulation auf Basis amtlicher Verbrauchsstatistiken, Ergebnisse sind Näherungswerte
  • Wo gibt’s den Rechner? Online und kostenfrei unter co2-preis-rechner.rwi-essen.de
  • Und was ist mit Datenschutz? Keine personenbezogenen Daten, anonyme Nutzung unterstützt wissenschaftliche Forschung

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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