Wer regelmäßig grünes Gemüse wie Brokkoli, Grün- oder Blumenkohl auf den Speiseplan setzt, kann das Risiko unkontrollierter Blutzuckerspitzen besonders deutlich senken – und damit einen wichtigen Beitrag für ein gesundes Leben leisten.
(Redaktion/PiPaPu)
Wer beim Abendessen regelmäßig zu Brokkoli, Grünkohl oder Kohl greift, könnte seinem Blutzuckerspiegel einen wichtigen Gefallen tun. Eine Studie der Edith Cowan University (ECU) in Australien legt nahe, dass Kreuzblütler helfen, gefährliche Zuckerspitzen abzuflachen – ein Befund, der vor allem für Menschen mit erhöhtem Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Bedeutung sein könnte.
Im Labor: Brokkoli gegen Karotten
Die Studie von Doktorandin Emma Connolly folgte einem klaren Aufbau. Erwachsene mit erhöhtem Blutdruck, aber ohne Diabetes, wurden in einer randomisierten, kontrollierten Untersuchung zwei Wochen lang entweder mit Kreuzblütlern (Brokkoli, Kohl, Blumenkohl, Grünkohl) oder mit Wurzel- und Kürbisgemüse (Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Süßkartoffeln) versorgt. Ziel war es zu prüfen, ob die Gemüsegruppen unterschiedlich auf den Blutzucker wirken.
Connolly erklärt: „Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer trugen während der Studie kontinuierliche Glukosemonitore. So konnten wir die Blutzuckerwerte während der gesamten zweiwöchigen Phasen genau erfassen.“
Weniger Spitzen, stabilere Kurve
Das Ergebnis war deutlich: „Wir stellten fest, dass die Kreuzblütler-Gruppe weniger starke Schwankungen im Blutzucker zeigte als die Vergleichsgruppe mit Wurzel- und Kürbisgemüse. Außerdem waren die Zuckerspitzen nach den Mahlzeiten geringer“, so Connolly. Genau das sei das Ziel einer guten Blutzuckerkontrolle: Schwankungen vermeiden, Spitzen glätten, den Stoffwechsel stabil halten.
Solche Erkenntnisse sind nicht nur für Diabetikerinnen und Diabetiker wichtig. Auch Menschen mit erhöhtem Blutdruck oder einem allgemeinen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen profitieren von gleichmäßigeren Werten, die Organe und Gefäße weniger belasten.
Ein weltweites Problem
Weltweit ist die Lage ernst: Rund 541 Millionen Menschen leiden Schätzungen zufolge unter schlechter Blutzuckerkontrolle. Das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, steigt damit massiv an. Und mit Diabetes wächst wiederum die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder chronische Gefäßschäden. Allein in Australien könnten die Kosten von Typ-2-Diabetes mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis 2031 auf umgerechnet mehr als elf Milliarden Euro steigen.
Dr. Lauren Blekkenhorst, Ernährungsexpertin an der ECU, betont: „Weniger als eine von 15 erwachsenen Personen in Australien erreicht die empfohlenen Gemüsemengen. Besonders Kreuzblütler gehören zu den am wenigsten konsumierten Sorten. Wer Brokkoli, Grünkohl, Pak Choi oder Chinakohl öfter auf den Teller bringt, kann seine Gesundheit nachhaltig stärken.“
Noch viele Fragen offen
Auch wenn die Ergebnisse klar erscheinen, bleibt für die Forschung Arbeit. Connolly mahnt: „Weitere Untersuchungen sind entscheidend, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und die Erkenntnisse in praktische Ernährungsempfehlungen zu übersetzen.“ Denn wie genau die Pflanzenstoffe in Kreuzblütlern auf den Zuckerstoffwechsel wirken, ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe eine Rolle spielen.
Das Fazit der Forschenden ist aber eindeutig: Wer regelmäßig grünes Gemüse auf den Speiseplan setzt, kann das Risiko unkontrollierter Blutzuckerspitzen senken – und damit einen entscheidenden Beitrag für ein gesundes Leben leisten.
Vom Labor auf den Esstisch
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet die Studie vor allem eins: eine Einladung, bewusster zu essen. Kreuzblütler sind längst keine Exoten, sie wachsen auf heimischen Feldern ebenso wie in internationalen Gärten. Dass sie neben Vitaminen und Mineralstoffen auch den Zuckerhaushalt stabilisieren helfen, könnte ihnen ein neues Image verschaffen.
Kurzinfo: Brokkoli & Co. als beste Blutzucker-Senker
- Neue Studie der Edith Cowan University (Australien)
- Untersuchte Kreuzblütler (Brokkoli, Kohl, Blumenkohl, Grünkohl) vs. Wurzel- und Kürbisgemüse
- Kreuzblütler glätten Blutzuckerschwankungen, reduzieren Spitzen nach den Mahlzeiten
- Studie mit Erwachsenen mit erhöhtem Blutdruck, ohne Diabetes
- Weltweit 541 Millionen Menschen mit schlechter Blutzuckerkontrolle
- Risiko: Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Milliardenkosten für Gesundheitssysteme
- In Australien Kostenprojektion bis 2031: mehr als elf Milliarden Euro
- Weniger als 1 von 15 Erwachsenen erreicht Gemüseempfehlungen
- Kreuzblütler gehören zu den am seltensten konsumierten Gemüsen
- Empfehlung: Brokkoli, Grünkohl, Pak Choi & Co. öfter in Mahlzeiten integrieren
Originalpublikation:
Emma Connolly et al.,
Cruciferous vegetables improve glycaemic control compared to root/squash vegetables in a randomized, controlled, crossover trial: The VEgetableS for vaScular hEaLth (VESSEL) study (15-May-2025)
In: Diabetes Obesity and Metabolism
DOI: 10.1111/dom.16467
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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