Metas 2Africa-Projekt: Fortschritt oder digitale Kolonialisierung?

Metas 2Africa-Projekt: Fortschritt oder digitale Kolonialisierung?

Bisher schien Afrika in Sachen Internet abgekoppelt – Meta will das nun endgültig ändern: Mit dem „2Africa“-Projekt, dem längsten Unterwasser-Glasfaserkabelsystem der Welt, verbindet der Konzern den schwarzen Kontinent mit Europa, Asien und dem Nahen Osten. Klingt erst mal nach einer guten Nachricht. Doch hinter den Versprechen von Fortschritt und Konnektivität verbergen sich Fragen nach Macht, Kontrolle und Gerechtigkeit.

Dimensionen des Projekts

Das 2Africa-Kabel erstreckt sich über 45.000 Kilometer und soll 33 Länder miteinander verbinden. Mit einer Kapazität von 180 Terabit pro Sekunde wird es die Gesamtkapazität aller bestehenden Unterwasserkabel in Afrika übertreffen. Teile des Kabels sind bereits in Betrieb, darunter Landungen in Südafrika. Ziel ist es, mehr als einer Milliarde Menschen Zugang zu erschwinglichem und schnellem Internet zu ermöglichen.

Die digitale Kluft überwinden?

Meta präsentiert das Projekt als Lösung für die digitale Kluft zwischen Afrika und den Industrieländern. Tatsächlich ist Afrika der am wenigsten vernetzte Kontinent, und bessere Internetzugänge könnten wirtschaftliche und soziale Chancen eröffnen. Doch KritikerInnen wie etwa Esther Mwema und Abeba Birhane warnen davor, dass die Kontrolle über diese Infrastruktur in den Händen westlicher Konzerne liegt und somit koloniale Muster reproduziert werden. In einem Artikel für das Online-Journal „First Monday“ sprechen die beiden nicht umsonst von den „new frontiers of digital colonialism“.

Tatsächlich folgten die Kabel historischen Handelsrouten und schafften eine erneute Abhängigkeit von Europa und den USA. Zudem hätten afrikanische Staaten wenig Einfluss auf die Regulierung. Mwema und Birhane fordern deswegen eine stärkere Beteiligung afrikanischer Akteure und eine dekoloniale Perspektive auf digitale Infrastruktur

Extraktivismus und digitale Kolonialismus

Das Projekt wird nicht umsonst von seinen Kritikern als digitale Form des klassischen „Extraktivismus“ betrachtet. Wie bisher schon beim Abbau von Bodenschätzen werden hier Daten als Ressource genutzt, die von Akteuren auf seiten der ehemaligen Kolonialmächte kontrolliert werden (neben Meta sind im 2Africa-Konsortium so etwa auch noch Orange (Frankreich) und Vodafone (Deutschland) mit dabei.) Nicht zuletzt stellt sich natürlich die Frage, was ein privat kontrolliertes Kabel, das einen kompletten Kontinent umschließt, aus globaler Sicht für ein freies und offenes Internet bedeutet — erst recht wenn man bedenkt, dass Meta bereits über ein Quasi-Monopol im Bereich sozialer Medien verfügt.

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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