ÖPNV zahlt sich dreifach aus

ÖPNV zahlt sich dreifach aus

Bus, Bahn & Co. schafft mehr als nur den Verkehr zu entlasten – denn alleine die Erreichbarkeit von Innenstädten und Ausflugszielen für alle Menschen bedeutet einen volkswirtschaftlichen Gewinn.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


Öffentlicher Nahverkehr kostet Geld – doch er bringt auch jede Menge ein. Das ist die zentrale Botschaft einer neuen Studie von MCube Consulting und der TU München im Auftrag der Initiative Zukunft Nahverkehr. Demnach liegt der volkswirtschaftliche Nutzen des ÖPNV in Deutschland jährlich bei rund 75 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Betriebskosten des Nahverkehrs belaufen sich auf 25 Milliarden Euro pro Jahr. Ein Euro Investition bringt also drei Euro wirtschaftlichen Ertrag.

Mehr als ein Transportmittel

Busse, Bahnen und U-Bahnen sind nicht nur Mittel zum Zweck. Der ÖPNV ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der weit über den Ticketverkauf hinausgeht. Ein erheblicher Teil der Wertschöpfung entfällt auf die ÖPNV-Branche selbst sowie auf Zulieferer und Dienstleister – vom Fahrzeugbau über Wartung bis hin zur Reinigung. Hinzu kommen positive Effekte auf andere Branchen: Einzelhandel und Tourismus profitieren durch die Erreichbarkeit von Innenstädten und Ausflugszielen, Unternehmen können ihren Einzugsbereich für Fachkräfte vergrößern.

Auch der Arbeitsmarkt profitiert erheblich vom Nahverkehr. Millionen von Pendlerinnen und Pendlern nutzen täglich Busse und Bahnen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Gerade in Großstädten und Ballungszentren ist der ÖPNV somit ein wichtiger Motor für Beschäftigung und Mobilität. Arbeitgeber profitieren ebenfalls: Durch eine gut ausgebaute Infrastruktur vergrößert sich der Radius für die Mitarbeitersuche – ein Vorteil angesichts des Fachkräftemangels.

Externe Kosten vermeiden

Ein weiterer Aspekt: Der ÖPNV hilft, externe Kosten zu vermeiden. Würden die heutigen Verkehrsleistungen auf den Individualverkehr umgelegt, entstünden der Gesellschaft jährlich rund neun Milliarden Euro an Mehrkosten – durch Unfälle, Flächenverbrauch, Lärm und Luftverschmutzung. Die Studie zeigt, dass Investitionen in den Nahverkehr somit nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch finanzielle Lasten für die Allgemeinheit reduzieren.

Dabei spielen vor allem Emissionen eine große Rolle. Durch den Ausbau des ÖPNV könnten jährlich Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden – ein Beitrag zum Klimaschutz, der gleichzeitig auch die Lebensqualität in den Städten erhöht. Weniger Autos bedeuten weniger Lärm, weniger Schadstoffe und weniger Unfälle.

Perspektiven bis 2030

Die Studie wagt auch einen Blick in die Zukunft: Mit gezielten Investitionen könnte die Wertschöpfung des ÖPNV bis 2030 auf 162 Milliarden Euro steigen – das Fünffache der heutigen Kosten. Dabei geht es nicht nur um mehr Fahrzeuge und Streckennetze, sondern auch um innovative Konzepte wie smarte Verkehrsleitsysteme und digitale Mobilitätsplattformen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Elektrifizierung des Nahverkehrs. Elektrische Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen könnten nicht nur die CO₂-Bilanz verbessern, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern. Zudem könnten digitale Plattformen dazu beitragen, den Verkehr zu optimieren und Fahrgäste besser zu vernetzen. Schon heute setzen einige Städte auf intelligente Verkehrsleitsysteme, die den Verkehr in Echtzeit steuern und so Engpässe vermeiden.

Fazit: Investieren lohnt sich

Die Ergebnisse der Studie lassen kaum Zweifel: Der ÖPNV ist nicht nur eine staatliche Pflichtaufgabe, sondern ein echter Wirtschaftsmotor. Investitionen zahlen sich gleich mehrfach aus – für die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Die Forscherinnen und Forscher betonen daher: Wer heute den ÖPNV ausbaut, sichert nicht nur die Mobilität von morgen, sondern stärkt auch die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands.

Ein weiterer Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist: Die soziale Teilhabe. Ein gut ausgebauter Nahverkehr ermöglicht es auch Menschen ohne eigenes Auto, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – sei es durch den Weg zur Arbeit, zum Einkauf oder zum Arzt. In ländlichen Regionen könnte der ÖPNV somit eine wichtige Rolle spielen, um Abwanderungstendenzen zu stoppen und die regionale Wirtschaft zu stärken.


Kurzinfo: Nutzenanalyse des ÖPNV

  • Jährliche Betriebskosten ÖPNV: 25 Mrd. Euro
  • Wertschöpfung ÖPNV: 75 Mrd. Euro (ROI: 1:3)
  • Profiteure: Einzelhandel, Tourismus, Arbeitsmarkt
  • Einsparungen: 9 Mrd. Euro durch vermiedene externe Kosten
  • Prognose 2030: 162 Mrd. Euro Wertschöpfung möglich
  • Maßnahmen: Digitalisierung, Netzverdichtung, Klimaschutz
  • Wirtschaftliche Impulse: Fahrzeugbau, Wartung, Service

Originalstudie:

Abschlussbericht: Wertschöpfung ÖPNV, MCube Consulting

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Proudly powered by WordPress