Besonders im zentralen und südlichen Sahel könnten die Sommermonate deutlich feuchter werden. Lokale Vegetation könnte sich erholen, und Regionen, die heute kaum landwirtschaftlich nutzbar sind, würden zumindest saisonal begrünt. (Bild: Redaktion/PiPaPu)
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Kurzinfo: Zukunft des Sahara-Klimas
- Studie der University of Illinois Chicago zu Klimamodellen für Nordafrika
- Erwärmung führt zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre
- Prognose: stärkere Sommerregen im südlichen und zentralen Sahel
- Gefahr: Überschwemmungen, Bodenerosion, neue Konflikte
- Chance: Wiederbegrünung und bessere Wasserverfügbarkeit
- Ähnliches Klima herrschte in der „Grünen Sahara“ vor 6000 Jahren
- Klimamodelle nutzen 4-Grad-Erwärmungsszenario bis 2100
- Forschende fordern Anpassungsstrategien für Wasser- und Landnutzung
Wird die größte Wüste der Erde bald grüner? Jahrzehntelang galt die Sahara als Inbegriff von Trockenheit und lebensfeindlicher Weite. Doch eine neue Studie der University of Illinois Chicago (UIC) lässt aufhorchen: Steigende Temperaturen könnten dort künftig für mehr Regen sorgen – ein paradox klingendes, aber physikalisch erklärbares Phänomen.
Wenn Hitze Feuchtigkeit bringt
„Regen in der Sahara“ klingt zunächst nach einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Doch das Team um die Klimaforscherin Dr. Lina Mahmoud hat Daten aus globalen Klimamodellen neu interpretiert – und dabei festgestellt, dass sich die atmosphärischen Zirkulationsmuster über Nordafrika verändern könnten. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf speichern. Wenn dieser an Gebirgsketten oder instabilen Fronten kondensiert, entstehen lokal Gewitterzellen – und mit ihnen Niederschläge.
„Wir wissen, dass mit jedem Grad Erwärmung die Sättigung von Wasserdampf in der Atmosphäre zunimmt – im globalen Mittel um rund sieben Prozent“, erklärt Mahmoud. „Das bedeutet: Selbst in Regionen, die heute extrem trocken sind, kann sich künftig mehr Feuchtigkeit ansammeln.“
Vom Sandmeer zum Savannenband
Die Forschenden simulierten ein Klimaszenario mit einer globalen Erwärmung von vier Grad Celsius bis zum Jahr 2100. Das Ergebnis: Besonders im zentralen und südlichen Sahel könnten die Sommermonate deutlich feuchter werden. Lokale Vegetation könnte sich erholen, und Regionen, die heute kaum landwirtschaftlich nutzbar sind, würden zumindest saisonal begrünt.
„Wir sehen deutliche Hinweise auf eine Verschiebung der Niederschlagszonen nach Norden“, sagt Co-Autor Dr. Aaron Feldman. „Das könnte langfristig ein Mosaik aus Feucht- und Trockenzonen entstehen lassen – ähnlich wie während der sogenannten Grünen Sahara vor 6000 Jahren.“
Doch der neue Regen wäre kein Segen ohne Schattenseiten: Mit ihm kämen Erosion, Schlammlawinen und Überschwemmungen, die die fragile Infrastruktur vieler Staaten überfordern könnten.
Zwischen Hoffnung und Risiko
Für die betroffenen Regionen könnte die Prognose zweischneidig sein. Einerseits böte mehr Wasser Chancen für Landwirtschaft, Energiegewinnung und Trinkwasserversorgung. Andererseits drohen durch das instabilere Klima neue soziale Konflikte. Nomadische Gruppen, Bauern und Städte konkurrieren bereits heute um knappe Ressourcen.
„Wir müssen verstehen, dass mehr Regen in der Sahara nicht automatisch bedeutet, dass alles besser wird“, warnt Mahmoud. „Es bedeutet zunächst mehr Extreme – heftigere Gewitter, längere Dürreperioden dazwischen, eine schwerer vorhersehbare Umwelt.“
Die Forschenden fordern daher frühzeitige Anpassungsstrategien, etwa in der Landnutzung und Wasserplanung. Entscheidend werde sein, den möglichen Wandel nicht passiv hinzunehmen, sondern ihn aktiv zu gestalten.
Ein Blick in die Vergangenheit
Interessanterweise wiederholt sich damit ein uraltes Muster. Geologische Sedimente zeigen, dass die Sahara in mehreren Warmphasen der Erdgeschichte tatsächlich grün war – durch Monsunverschiebungen und höhere Luftfeuchtigkeit. Wenn sich dieses Szenario wiederholt, könnte ein neues ökologisches Gleichgewicht entstehen, in dem Mensch und Natur neu verhandeln, wem die Wüste gehört.
Originalpublikation:
Sridhara Nayak et al.,
Regional and vertical scaling of water vapor with temperature over Japan during extreme precipitation in a changing climate
In: Scientific Reports (15-Oct-2025)
DOI: 10.1038/s41598-025-22287-6
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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