Feinstaub wirkt auf den gesamten Organismus – deswegen ist es so wichtig, die Belastung der Luft mit den winzigen Partikeln so gering wie möglich zu halten.
(Bild: Redaktion/PiPaPu)
Wenn die Luft sauberer wird, sterben weniger Menschen – eine einfache Gleichung, die dennoch zu oft übersehen wird. Laut einer neuen Studie der britischen Universität Leeds könnten bis 2050 bis zu 250.000 Todesfälle in Europa vermieden werden, wenn die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt würden. Dabei geht es nicht nur um Umweltpolitik, sondern um konkrete Gesundheitsmaßnahmen, die Leben retten könnten.
Wie Schadstoffe den Körper angreifen
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind fast alle Organe des Körpers von Luftverschmutzung betroffen. Feinstaubpartikel sind so klein, dass sie nicht nur die Lunge schädigen, sondern auch ins Blut gelangen und im gesamten Körper Entzündungen verursachen können. Die Folgen reichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Schlaganfälle bis hin zu neurologischen Leiden. Auch Diabetes, kognitive Beeinträchtigungen und Demenz werden mit Luftverschmutzung in Verbindung gebracht. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen.
Zentraleuropäische Brennpunkte
Die Forschenden untersuchten die Luftqualität in Europa anhand von Daten aus dem Jahr 2014 und modellierten verschiedene Szenarien bis 2050. Besonders betroffen sind Regionen in Südpolen, Bosnien und Herzegowina sowie das Po-Tal in Italien. Diese Gebiete sind überproportional stark von Luftverschmutzung betroffen. Eine Reduktion von Treibhausgasen könnte hier nicht nur die Luftqualität verbessern, sondern auch die soziale Gerechtigkeit stärken. Denn die ärmeren Regionen leiden besonders unter der Belastung durch Schadstoffe – gegen den allgemeinen Trend: „Die anhaltende Ungleichheit in der Belastung zwischen wohlhabenderen und ärmeren Bevölkerungsgruppen bleibt ein Problem, obwohl die Luftverschmutzung in Europa insgesamt zurückgegangen ist„, beklagt Studienautor Connor Clayton.
Welche Maßnahmen bringen am meisten?
Die Forschenden analysierten drei Szenarien – geringes, mittleres und hohes Emissionsreduktionsniveau. Besonders effektiv erwies sich ein ehrgeiziges Klimaschutzszenario, das auch landwirtschaftliche Emissionen einschließt. Hier könnten die Feinstaubkonzentrationen in besonders betroffenen Gebieten wie Südwestdeutschland um bis zu 90 Prozent sinken. Auch in Paris und anderen städtischen Ballungszentren wären deutliche Verbesserungen zu erwarten. Studienautor Connor Clayton betont: „Die Strategien, die politische Entscheidungstragende zur Bekämpfung des Klimawandels ergreifen, werden erhebliche Auswirkungen auf die Belastung der Menschen durch Luftverschmutzung haben – nicht zuletzt in Bezug auf die Zahl der Todesfälle.„
Fakten zur Studie:
- 250.000 Todesfälle könnten bis 2050 verhindert werden
- Feinstaub und Ozon als Hauptverursacher
- Größte Reduktion der Luftverschmutzung in Südwestdeutschland und Ballungsgebieten wie Paris
- Überproportional von der Belastung betroffen: ärmere Regionen in Europa
Originalstudie:
Connor J. Clayton et al., Reducing Inequities in the Future Air Pollution Health Burden Over Europe,
in: Earth’s Future, Vol. 3, Issue 5, Mai 2025,
DOI: doi.org/10.1029/2024EF005404
Über den Autor / die Autorin

- Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.
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