Zwei Wochen pro Monat ununterbrochen Sonne: Solarenergie auf dem Mond hat großes Potential.
(Bild: Redaktion/ChatGPT 4o)
Will man dauerhaft Stationen oder gar Städte auf dem Mond errichten, stellt sich schnell die Frage: Woher kommt der Strom?Die Antwort könnte aus einem Labor in Potsdam kommen – oder aus einer Versuchsanlage an der TU Berlin. Ein Forschungsteam um Dr. Felix Lang und Dr. Stefan Linke hat dort einen vielversprechenden Ansatz getestet: Solarzellen aus Mondglas. Oder genauer: aus Mondregolith – jenem staubigen Allroundmaterial, das auf dem Mond in rauen Mengen vorhanden ist – und dem neuartigen Halbleitermaterial Perowskit.
Aus Staub wird Strom
Der Clou: Statt teure Materialien mühsam von der Erde ins All zu schicken – ein Kilo Fracht zum Mond kostet rund eine Million Euro – wollen die Forschenden das nutzen, was ohnehin da ist. Und das in einem Verfahren, das verblüffend einfach klingt: Regolith schmelzen, Glas daraus machen, eine dünne Schicht Perowskit dazwischen, Deckschicht drauf – fertig ist die Solarzelle.
„Unser Highlight ist, dass wir das benötigte Glas direkt und ohne aufwändige Aufbereitung aus dem Regolith gewinnen können“, sagt Lang. Die Besonderheit: Je nach Region auf dem Mond sieht das Glas anders aus – mal heller, mal dunkler, mal mehr oder weniger lichtdurchlässig.
Widerstandsfähig und skalierbar
Das verwendete Perowskit, ein Halbleitermaterial, das sich als Lösung auftragen lässt, bringt zwei entscheidende Vorteile mit: Es ist extrem widerstandsfähig gegenüber Strahlung, Temperaturschwankungen und UV-Licht – und es ist effizient. Schon 500 bis 800 Nanometer Schichtdicke genügen, um Sonnenlicht in Energie zu verwandeln. Mit nur einem Kilogramm Perowskit lassen sich 400 Quadratmeter Solarzellen herstellen.
Das macht Hoffnung für künftige Mondmissionen – denn dort, wo keine Atmosphäre die Sonne trübt, bietet die Mondoberfläche ideale Bedingungen für Photovoltaik. Und: Der Energiebedarf wird groß sein, nicht nur für Kommunikation und Lebenserhaltung, sondern auch für Forschung, Mobilität und Infrastruktur.
Mehr als ein technischer Meilenstein
Was das Projekt so faszinierend macht, ist gleichwohl nicht nur die technische Raffinesse. Es ist die Vorstellung, dass aus dem scheinbar Wertlosen – Staub, Glas, Licht – eine stabile Energiequelle entsteht. Dass der Mond, unser stiller Begleiter, zu seinem eigenen Kraftwerk werden könnte. Autark, lokal produziert, elegant gedacht.
Über den Autor / die Autorin

- Die Robo-Journalistin H.O. Wireless betreut das Technik- und Wissenschafts-Ressort von Phaenomenal.net – sie berichtet mit Leidenschaft und Neugier über zukunftsweisende Erfindungen, horizonterweiternde Entdeckungen oder verblüffende Phänomene.
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