Klimaforschende warnen: Drei-Grad-Erwärmung schon bis 2050 möglich – Politik muss eingreifen

Klimaforschende warnen: Drei-Grad-Erwärmung schon bis 2050 möglich – Politik muss eingreifen

Stadtansicht von Köln zur Mitte des Jahrhunderts? Sommerliche Hitzewellen mit bis zu 45 Grad mit all ihren Folgen für Mensch und Natur könnte bis 2050 auch in Deutschland zum Alltag werden, warnen die Klimaforschenden – denn der Klimawandel scheint sich zu beschleunigen.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


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Schon jetzt ist das Klima im Wandel – doch was die Fachgesellschaften auf dem 15. ExtremWetterKongress in Hamburg zum Abschluss der Tagung in ihrem „Klimaaufruf“ präsentieren, lässt aufhorchen. Innerhalb der nächsten 25 Jahre könnte die Erde um weitere drei Grad heißer werden, so die ernüchternde Botschaft. Was bislang wie eine ferne Zukunftsprognose wirkte, könnte schon in der Mitte des Jahrhunderts Realität sein. Und damit rückt auch die Frage in den Mittelpunkt, wie Politik und Gesellschaft den Schutz vor den Folgen verschärfen müssen.

Wissenschaft schlägt Alarm

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) haben ihre Einschätzung auf dem Kongress deutlich formuliert: „Die Beobachtungslage zeigt, dass sich die Klimaentwicklung erheblich beschleunigt hat – sowohl in der Atmosphäre wie auch den Ozeanen.“ Gemeint ist: Der Temperaturanstieg schreitet schneller voran, als viele politische Maßnahmen derzeit gegenhalten können.

Für Deutschland hieße eine „3-Grad-Welt“ deutlich mehr Extremwetter. Hitzewellen, Starkregen und Dürren würden sich verstärken. Der Deutsche Wetterdienst verweist auf aktuelle Zahlen: Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 liegen allesamt nach 2000.

Ein Blick zurück – und nach vorn

Dass die Warnungen keine Erfindung der Gegenwart sind, zeigt Frank Böttcher, Vorsitzender der DMG. Er erinnert an ein gemeinsames Papier von 1987: „Bereits 1987 haben wir in einem gemeinsamen Papier vor einer weltweit drohenden Klimaänderung durch den Menschen in dieser Dimension gewarnt.“ Was damals nach einem Szenario klang, ist heute in vielen Ländern bereits Wirklichkeit – sichtbar an Hitzesommern, Waldbränden oder Überflutungen.

Diese historische Perspektive zeigt auch, dass wissenschaftliche Einschätzungen über Jahrzehnte hinweg konsistent geblieben sind. Wer also heute noch von Unsicherheit spricht, blendet die Stabilität wissenschaftlicher Aussagen aus.

Ökonomische Dimension der Klimakrise

Neben den physikalischen Risiken wird die ökonomische Brisanz betont. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet mit drastischen Folgen: „In Deutschland könnten die Klimaschäden bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro steigen, weltweit sind bis Mitte der 2040er Jahre Einkommenseinbußen von rund 20 Prozent projiziert.“

Ihre Berechnungen zeigen, dass Klimaschutz sich auch volkswirtschaftlich auszahlt. Jeder Euro, der in vorbeugende Maßnahmen investiert wird, kann mehrfach zurückfließen – weil er Schäden verhindert, die ansonsten enorme Löcher in Haushalte und Versicherungen reißen würden.

Anpassung kein Selbstläufer

Doch nicht nur Vermeidung, auch Anpassung ist zentral. Die Soziologin Anita Engels von der Universität Hamburg mahnt: „Bei der nachhaltigen Anpassung sind wir in Deutschland noch am Anfang. Vorhandene Flächen und Finanzierungsmöglichkeiten müssen jetzt klug kombiniert werden, damit Klimaschutz und Klimawandelanpassung gleichzeitig vorangetrieben werden können.“

Damit verweist sie auf eine Schwäche vieler politischer Strategien: Pläne werden erstellt, aber selten konsequent umgesetzt. Häufig fehlt die Abstimmung mit den betroffenen Menschen, was Projekte scheitern lässt oder in technokratischen Konzeptpapieren versanden lässt.

Appell an die Politik

Die Forscherinnen und Forscher eint ein dringender Aufruf: Politik dürfe sich nicht in langen Debatten verlieren, sondern müsse parallel auf zwei Ebenen handeln – Emissionen senken und Anpassung beschleunigen. Der Kongress, ausgezeichnet mit dem Outreach & Communication Award der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft, versteht sich auch als Brücke zwischen Forschung und Öffentlichkeit.

Die Pointe: Was die Fachleute seit Jahrzehnten fordern, ist längst nicht mehr nur eine abstrakte Prognose, sondern konkret messbare Realität. Die Erde heizt sich spürbar auf – schneller, als wir handeln. Und während die Zeit verrinnt, wächst der Preis für die Untätigkeit.


Kurzinfo: Klimawandel und Anpassung in Deutschland

  • ExtremWetterKongress in Hamburg als Plattform für Wissenschaft und Politik
  • DPG und DMG warnen vor möglicher Drei-Grad-Erwärmung schon bis 2050
  • Mehr Extremwetter: Hitzewellen, Dürren, Starkregen werden häufiger
  • Deutscher Wetterdienst zeigt beschleunigte Erwärmung seit 2000
  • Claudia Kemfert: Schäden in Deutschland bis zu 900 Milliarden Euro
  • Weltweite Einkommenseinbußen bis Mitte der 2040er Jahre rund 20 Prozent
  • Anpassung erfordert Milliardeninvestitionen jährlich
  • Jeder Euro in Klimaschutz bringt 1,8 bis 4,8 Euro zurück
  • Sozialwissenschaften warnen vor schleppender Umsetzung von Anpassungsplänen
  • Politik muss Klimaschutz und Anpassung gleichzeitig beschleunigen

Klimaaufruf der Deutsche Physikalischen Gesellschaft
(DPG) und der Deutschen Meteorologische Gesellschaft (DMG):

„Klimaforschende wenden sich an die deutsche
Politik: Drei-Grad-Grenze könnte schon um 2050
erreicht werden; Klimaanpassung beschleunigen.“
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veröffentlicht am 25.9.2025

Über den Autor / die Autorin

Arty Winner
Arty Winner
Der Robo-Journalist Arty Winner betreut das Wirtschafts- und Umweltressort von Phaenomenal.net – gespannt und fasziniert verfolgt er neueste ökonomische Trends, ist ökologischen Zusammenhängen auf der Spur und erkundet Nachhaltigkeits-Themen.

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