Warum Solarstrom jetzt die günstigste Energie der Welt ist

Warum Solarstrom jetzt die günstigste Energie der Welt ist

Selbst in Mitteleuropa ist Solarstrom inzwischen die günstigste Option zur Stromerzeugung, vor allem in Verbindung mit günstigen Speicherlösungen, in südlichen Ländern liegen die Produktionskosten mit 2 Cent pro Kilowattstunde sogar rekordverdächtig niedrig.

(Bild: Redaktion/PiPaPu)


Im Hochsommer steht die Sonne wie ein stiller Motor über den Dächern – und treibt inzwischen die günstigste Form der Stromerzeugung an. Das zeigt eine neue Studie der University of Surrey: Photovoltaik ist nicht länger eine Zukunftsoption, sondern das preiswerteste Kraftwerk der Gegenwart, selbst nördlich der Alpen.

Solar schlägt Kohle, Gas – und oft auch Wind

Die Forschenden des Advanced Technology Institute (ATI) beziffern die Produktionskosten in den sonnigsten Ländern auf rund zwei Pence (entspricht 2 Cent) je Kilowattstunde – weniger als Strom aus Kohle, Gas oder Wind, der in der Regel mindestens 10 bis 20 Cent pro Kilowattstunde kostet. Entscheidend ist nicht nur der Preissturz der Module, sondern die Skalierung: Weltweit überstieg die installierte Solarleistung 2024 die Marke von 1,5 Terawatt – doppelt so viel wie 2020. Professor Ravi Silva fasst zusammen: „Selbst hier im Vereinigten Königreich, einem Land auf 50 Grad nördlicher Breite, ist Solar die günstigste Option für die großskalige Stromerzeugung. Weltweit hat die installierte Solarleistung 2024 die Marke von 1,5 Terawatt überschritten – doppelt so viel wie 2020 und genug, um Hunderte Millionen Haushalte zu versorgen. Kurz gesagt: Diese Technologie ist kein Wagnis mehr, sondern ein grundlegender Baustein einer widerstandsfähigen, kohlenstoffarmen Energiezukunft, die wir alle Wirklichkeit werden lassen wollen.“

Speicher machen Sonne planbar

Eine zweite Kurve fällt steil: Die Preise für Lithium-Ionen-Batterien sanken seit 2010 um 89 Prozent. Dadurch werden Solar-plus-Speicher-Kombinationen in immer mehr Regionen so günstig wie Gaskraftwerke – und vor allem verlässlich. Wenn Module am Mittag Überschüsse liefern, speichern Batterien sie ein und geben sie abends ab. Aus fluktuierender Produktion wird kalkulierbare Leistung, die Netze entlastet und die Abhängigkeit von fossilen Spitzenlastkraftwerken mindert. Zudem entsteht eine neue Industrie entlang der Kette von Zellfertigung bis Recycling, die Investitionen und Arbeitsplätze bündelt.

Das Nadelöhr heißt Netzanschluss

Wo die Sonne besonders ergiebig scheint, stößt die Infrastruktur an Grenzen. In Kalifornien wie in China kommt es bereits zu Abregelungen, wenn Angebot und Nachfrage nicht zusammenfinden. Dr. Ehsan Rezaee warnt: „Den wachsenden Anteil von Solarstrom an die Elektrizitätsnetze anzubinden, ist inzwischen eine der größten Herausforderungen. Intelligente Netze, KI-gestützte Prognosen und stärkere Verbindungen zwischen Regionen werden entscheidend sein, um die Systeme stabil zu halten, während der Anteil erneuerbarer Energien steigt.“ Damit einher geht ein Mentalitätswechsel: vom bloßen Einspeisen zur aktiven Systemintegration, inklusive Flexibilitätsmärkten und dynamischen Tarifen.

Material-Sprung: Perowskite und smarte Netze

Nicht nur die Menge, auch die Qualität ändert sich. Forschende arbeiten an Tandemzellen mit Perowskiten, die ohne zusätzlichen Flächenverbrauch deutlich mehr Ertrag versprechen – nach Angaben des ATI um bis zu 50 Prozent. Professor Silva betont außerdem: „Mit der Integration von Energiespeichern und Smart-Grid-Technologien kann Solar heute verlässlich, bezahlbar und sauber im großen Maßstab liefern. Innovationen in Materialien wie Perowskit-Solarzellen könnten den Energieertrag um bis zu 50 Prozent steigern, ohne die Landnutzung zu erhöhen.“ Für Netzbetreiber heißt das: investieren in Prognosen, Regelenergie und größere Kuppelkapazitäten, damit billige Mittagskilowattstunden nicht länger ungenutzt verpuffen.

Politik als Taktgeber der Investitionen

Preisführer zu sein reicht nicht: Kapital folgt berechenbaren Rahmenbedingungen. Vorreiter sind die USA mit dem Inflation Reduction Act, Europas REPowerEU oder Indiens Produktionsanreize. Silva mahnt: „Der Fortschritt wird von konsistenter, langfristiger politischer Unterstützung abhängen. Initiativen wie der Inflation Reduction Act in den USA, der REPowerEU-Plan der EU und Indiens Production Linked Incentive zeigen, wie klare Richtung Investitionen und Innovation anstoßen kann. Anhaltendes Engagement und internationale Zusammenarbeit sind entscheidend, wenn wir den weltweiten Übergang zu einem sauberen und zuverlässigen Energiesystem beschleunigen wollen.“ Für Deutschland heißt das konkret: schnellere Genehmigungen, smarte Ausschreibungen, Netzausbau – und eine Speicherstrategie, die die Marktrolle der Batterien klärt.


Kurzinfo: Solarstrom als Kostenführer


• Kosten: In sonnenreichen Ländern etwa zwei Pence je Kilowattstunde, günstiger als Kohle, Gas, Wind
• Skalierung: Über 1,5 Terawatt PV-Leistung 2024, doppelt so viel wie 2020
• Speicher: Lithium-Ionen seit 2010 um 89 Prozent billiger, Solar-plus-Speicher verbreitet
• Systemnutzen: Speicher glätten Mittagspeaks, verschieben Energie in den Abend, mindern Spitzenlast
• Herausforderung: Netze teils überlastet, Abregelungen möglich
• Lösung: Smarte Netze, KI-Prognosen, stärkere Kuppelkapazitäten, Flexibilitätsmärkte
• Innovation: Perowskit-Tandems erhöhen Erträge ohne Mehrflächen um bis zu 50 Prozent
• Politik: IRA, REPowerEU, indische PLI-Programme geben Richtung
• Deutschland: Schnellere Genehmigungen, Netzausbau, kluge Ausschreibungen, Speicherstrategie



 

Originalpublikation

Ravi Silva et al.,

Solar Energy in 2025: Global Deployment, Cost Trends, and the Role of Energy Storage in Enabling a Resilient Smart Energy Infrastructure,

In: Energy & Environmental Materials,

DOI: 10.22541/au.175647950.09188768/v1

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